Mein Gott, jetzt hat sie's!!!!

Okay ,okay, ich gebe ja zu das dieser Titel etwas unfair ist. Schließlich ist My Fair Lady nicht das erste Musical, das Leonore Kleff in Nidderau auf die Bühne bringt. Man kann also durchaus sagen das die dieses Etwas schon länger hat. Allein schon die Musicals, bei denen ich beteiligt war, Jesus Christ Superstar und Anatevka, sprühten nur so vor Charme und Energie, wenn auch gerade bei ersterem auch immer mal wieder die Funken sprühten!
Was allerdings letztes Wochenende auf die Bühne der Willy-Salzmann-Halle in Nidderau gezaubert wurde war einfach unglaublich! Die altbekannte Mannschaft um Leonore Kleff, Kirsten Heilmann, und Dr. Kerris Klug hat es geschafft, die Messlatte extrem hochzulegen!  Von dem, was da geboten wurde hätten sich diverse Profiensembles eine ganz große Scheibe von abschneiden können. Die mögen zwar technisch besser sein (obwohl, so viel auch nicht), aber die sind nie im Leben mit einer solchen Begeisterung dabei, wie die Nidderauer Mannschaft.
Ursprünglich hätte ich auch teil dieses Ensembles sein sollen, allerdings stand ich praktisch das Gesamte jahr 2011 dermaßen unter Strom, das die Teilnahme an diesem Projekt leider immer mehr unter die Räder geriet. Im November 2011 bekam ich dann auch glatt dafür die Quittung, einen ausgewachsenen Kollaps.
Zu dieser Zeit liefen allerdings die Proben für My Fair lady bereits auf Hochtouren. Mein Vater hat, wie auch bei diversen anderen Projekten dieser Crew, auch My Fair Lady als Projektfotograf begleitet, weshalb ich immer wusste was abging. Über die Schiene kam ich auch an Karten für die Premiere am 03.03.2012 in Nidderau.
Bereits eine Woche vorher hatte ich die Chance gehabt, die letzte Hauprobe zu besuchen. Fazit: Wow, die Mannschaft war in absoluter Topform, und das obwohl an dem Tag noch mit "angezogener Handbremse" gearbeitet wurde. Für mich war klar, das die Premiere etwas besonderes werden würde.
Am Premierentag klingelte der Wecker....um Fünf!! *FLUCHZETERSCHIMPFMOTZ* Naja, ich hatte das "große Los" gezogen und durfte an dem Tag Samstagsdienst schieben. Um 1300h entließ mich mein Brötchengeber aus seinen Klauen, und nach einem gepflegten Mittagessen mit anschließendem Einkaufsflash hatte ich nur noch eine Stunde Zeit, um mich zuhause umzuziehen und den Zug nach Nidderau zu erwischen. An der Halle angekommen war schon jene Betriebsame Spannung zu spüren, wie sie vor einer Aufführung üblich ist. Die Halle schien zu vibrieren. Es lag etwas besonderes in der Luft, was allerdings auch daran gelegen haben könnte, das die Belüftung der Halle ausgefallen war.

Welches Kabel soll ich durchschneiden, das rote oder das Blaue?
Lieber etwas Abstand halten, man weiß nie, was in so einem Sicherungskasten alles versteckt ist!
Was hier so flapsig daher gesagt wird, hatte allerdings das Potential, die Premiere zu sprengen. Immerhin war die Belüftung, so weit ich das mitbekommen habe, auch für die Entlüftung der Halle im Brandfall zuständig. Insofern war es eine durchaus ernste Thematik. Dies wurde jedoch durch ein hollywoodreifes Finish in letzter Minute geklärt.

Ähm, können wir die Choreographien nochmal komplett umstellen?
Freundschaftsanfrage in Facebook? Ausgerechnet jetzt?
Im Rest der Halle herrschte das übliche Treiben vor einer Musicalpremiere, das an eine Mischung aus Mission Control in Houston vor einem Start, und einem Hühnerhaufen, wenn auch erheblich disziplinierter, als bei den Musicals, bei denen ich dabei war. Überall wurden letzte Vorbereitungen getroffen, Details abgestimmt, etc. Man spürte, wie die Aufregung stieg. Nach dem Einsingen und den letzten Vorbereitungen öffneten sich dann auch schon die Saaltüren, und das Publikum flutete herein, wobei das Durchschnittsalter für meine Begriffe erschreckend hoch war! Aber OK, My Fair Lady ist jetzt nicht unbedingt der mitreißende Stoff für die unter 30 jährigen.
Mit Fünf Minuten Verspätung ging es los. Und wie!!! Man merkte von Anfang an, wie viel Spaß die Darsteller mit ihren Rollen hatten. Selbst die kleinsten Nebenrollen konnten überzeugen. Conny Erdreich als Eliza Doolittle war sensationell, dies hatte sich ja schon abgezeichnet, als ich sie, zusammen mit meinem damaligen Chor, bei Orpheus in der Unterwelt kennen gelernt hatte.

Das dynamische Duo in Aktion - Die unvergleichliche Conny Erdreich und ihr ebenbürtiger Bühnenpartner Thorsten Kusch
Szoltan Karpaty - auch die kleinen Rollen waren exzellent besetzt.
Allein die Stene in A... A... A... Ascot wäre einen eigenen Artikel wert gewesen.

Thorsten Kusch, mit dem ich schon bei Jesus Christ Superstar auf der Bühne gestanden hatte, merkte man den Spaß an, den er dabei hatte, den eingebildeten und chauvinistischen Professor Higgins zu spielen. Aber auch der Rest der Besatzung war erstklassig. Selbst die kleineren Rollen waren durch die Bank mit Feuereifer dabei, was man ihnen auch angemerkt hat. Das Orchester tat sein übrigstes, um die Begeisterung hier noch zu steigern! Über die Story will ich hier nicht zu viel verlieren, die ist auf der Projekthomepage gut genug beschrieben. Ich kann mich allerdings nur noch einmal wiederholen: Die Leistung, die von Leonore Kleff und dem ganzen Team gezeigt wurde, und nach wie vor gezeigt wird, würde diversen Profis auch gut zu Gesicht stehen.
Was nun folgte war mehr als verdient. Bereits während der Vorstellung war das Publikum unglaublich mitgegangen. So etwas habe ich bis dato bei keiner Produktion erlebt, wo ich beteiligt war. Okay, zumindest Jesus Christ Superstar ist nun auch kein Mitklatsch-Material. Die Standing Ovations am Ende waren hochverdient. Auch die unvermeidlichen Honoratioren waren angetan und haben sich relativ kurz gehalten, im Gegensatz zu jenem Kulturbonzen, der mich bei Jesus Christ Superstar zur Weißglut getrieben hatte!

Volles Haus und Standing Ovations. So muss es sein!
Das habt ihr euch wirklich mehr als verdient.


Von der Nachfolgenden Premierenfeier gibt es relativ wenig Bilder, und noch weniger Berichte, was Bände darüber spricht, wie dort gefeiert wurde.Verdient habt ihr es euch, Leute! 

Die Projekt-Konditorin hat auch wieder zugeschlagen!

Cheers!
 Auch die folgenden Aufführungen konnten nach Aussage meines Vaters, der My Fair lady als Projektfotograf begleitet und eine sehenswerte Fotoausstellung auf die Beine gestellt hat, das Niveau von Windecken halten. Selbst das Publikum in Ostheim, erfahrungsgemäß das schwierigste in der Region, war begeistert. Ich bin gespannt, wie die letzte Aufführung in der KuS-Halle in Heldenbergen ablaufen wird.
Keine Anmerkung am Rande. Sämtliche in diesem Post verwandten Bilder stammen von der Projekthomepage meines Vaters. Eine Erlaubnis zur Veröffentlichung liegt selbstverständlich vor.

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