Da läuft was nicht rund - Probleme beim HKX

Ende Juli 2012, kurz vor meinem Aufbruch nach Westen wagte ein Unternehmen im tief im Westen Deutschlands einen bemerkenswerten Aufbruch. Der Hamburg-Köln-Express, kurz HKX, nahm, wie der Name schon sagt auf der Strecke zwischen Hamburg und Köln seinen Betrieb auf. HKX war damit das erste Eisenbahnunternehmen, das die DB auf einer ihrer Rennstrecken angriff. Ich hatte damals über dieses Ereignis auf meinem Blog berichtet, nicht zuetzt, da ich das Projekt schon etwas länger verfolgt habe.
Mittlerweile schreiben wir Dezember 2012. Die Begeisterung der Anfangstage ist mittlerweile verflogen, und die schlechten Nachrichten über den HKX häufen sich. Wie das Handelsblatt in mehreren Artikeln berichtet, kam es im November teilweise zu kompletten Zugausfällen. Bei den eingesetzten modernisierten Rheingold-Waggons waren Flachstellen aufgetreten. Diese treten auf, wenn die Räder eines Zuges, z.B. aufgrund der Witterung ins Rutschen geraten und einseitig abflachen. Waggons, die von so etwas betroffen sind, müssen schnellstmöglich in die Werkstatt. Und hier fangen die Probleme beim HKX an. Der Fahrzeugpark ist nämlich ziemlich begrenzt. Wir erinnern uns: Zur Betriebsaufnahme fuhr der HKX mit Waggons des ehemaligen DB-Prestigezugs "Rheingold" und "Married-Pair"-Wagen der Nord-Ostseebahn. Reserven waren de facto keine vorhanden. Das Endresultat sieht man ja an den Berichten des Handelsblatt. Teilweise fielen Züge komplett aus. Andere bestanden teilweise aus nur einem Waggons zwischen den beiden Taurus-Loks, oftmals wurde auch ein Doppelstock-Waggon aus Dänemark eingespannt, den man kurzfristig anmieten konnte.
Auch wurde teilweise auf komplett fremdes Rollmaterial ausgewichen. Mehrfach kamen Siemens-Triebzüge vom Typ Desiro Mainline zum Einsatz. Normalerweise werde diese Züge vom Eisenbahn-Unternehmen Trans Regio auf der Mittelrheinbahn nach Koblenz eingesetzt. Da man dort allerdings eine bestimmte Anzahl an Zügen als Reserve einkalkuliert hatte, war man in der Lage, einen dieser Züge für Ersatzleistungen des HKX zur Verfügung zu stellen.

Triebzug vom Typ Desiro Mainline im Bahnhof Bonn-Mehlem. Diese Züge kommen momentan teilweise auch beim HKX zum Einsatz.
Bild: Wikipedia, hochgeladen von User Qualle, Lizenz: Creative Commons 3.0
Warum das ganze Bruhaha? Nun, wer sich an meine Ersten Artikel zum Thema HKX erinnert, der weiß das der ursprüngliche Plan war, die Strecke mit umgebauten Transalpin-Einheiten der ÖBB zu befahren. Der Umbau dieser Fahrzeuge zieht sich nun seit mehreren Jahren hin. Wurden die Fahrzeuge ursprünglich in Poznan umgerüstet wurden sie im Laufe des Herbst zu einem Unternehmen in Deutschland überführt, um die Umbauten endlich zu beenden. Anscheinend war man mit der Leistung des polnischen Vertragspartners nicht zufrieden.
Es stellt sich also wieder einmal die Frage: Quo vadis, HKX? Das Unternehmen schein bei seinen Fahrgästen immer noch recht beliebt zu sein. Mit Ausnahme der Artikel im Handelsblatt, die allesamt einen etwas hämischen Unterton haben, ist der Aufschrei im Deutschen Presseblätterwald bis jetzt ausgeblieben. 
Hingegen kann man in den Foren der Eisenbahnseite Drehscheibe Online nicht über einen Mangel an Reaktionen klagen, und noch weniger über einen Mangel an Häme. Hier wünschen sich nicht wenige Staatsbahn-Fetischisten den sang-, und klanglosen Untergang von HKX. Es wird von Unfähigkeit, Dummheit, und ähnlichem gesprochen, bizarrerweise immer von den gleichen Usern, die den aktuellen Monopolisten DB gegen jegliche Form der Kritik verbissen verteidigen, und sich dabei auch nicht scheuen, persönlich zu werden. Drehscheiber Online, auch gerne als DSO abgekürzt, kann in dieser Hinsicht durchaus als das kreuz.net der Eisenbahnszene angesehen werden, was schade ist, bündeln die Foren doch ein beeindruckendes Fachwissen.
Alles in allem kann man sagen das HKX noch einen steinigen Weg vor sich hat. Ich bin jedoch optimistisch, das dieses Unternehmen es schaffen wird, sich dauerhaft zu etablieren. Bei einem anderen Startup bin ich momentan weit weniger optimistisch. Die MSM-Gruppe hatte Anfang 2012 ebenfalls angekündigt, in den Bahnfernverkehr ab Köln einzusteigen. MSM betreibt schon seit längerem Partyzüge für Großereignisse wie das Oktoberfest, und bietet auch die Vercharterung ganzer Züge für Gruppenreisen an. Wie der HKX musste auch dieser zukünftige Mitbewerber mittlerweile seine Betriebsaufnahme verschieben, und begründet dies mit schlechten Fahrzeitangeboten seitens der DB Netz. Das Unternehmen will unter dem Namen Train4You Züge von Köln nach Berlin und Hamburg über Hannover anbieten. Jedoch ist von diesem Unternehmen außer einer Mitteilung auf der optisch grauenvollen Homepage der MSM-Gruppe noch nichts zu sehen, keine eingenständige Buchungshomepage, noch nicht mal eine eigenständige Webpräsenz. Leute, wenn ihr Aufmerksamkeit für euer Angebot erreichen wollt, dann müsst ihr euch schon etwas anstrengen.

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