Taschenspielerei? - Review Manfrotto NX Sling

Ich habe ja, seitdem ich hier in Irland bin, eine gewisse Faszination für Fotografie entwickelt. Das ist nicht nur die Schuld des Landes, sondern auch der guten Ausrüstung, die ich von meinem Vater übernommen, und im Laufe der Zeit erweitert habe. Zu meiner Hauptkamera Fujifilm Finepix HS20 EXR samt Zubehör wie Fernauslöser sind über die Jahre ein Stativ, eine Stativhalterung für mein iPhone, und noch diverse andere Sachen gekommen. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich auch mal unterwegs die Bilder durchgehen will, also wird mich mein treues MacBook Air in Zukunft auch des öfteren begleiten. Wie bringt man das alles nun unter einen Hut? Zwar haben sowohl Kamera, als auch Stativ und MacBook jeweils Taschen, nur ist es etwas umständlich, immer drei Taschen dabeizuhaben, und jonglieren war so oder so noch nie meine Stärke.
Also war die Sache recht schnell klar. Ein Fotorucksack musste her, nicht zuletzt da ich in meiner neu gewonnenen Freizeit ja mittlerweile recht häufig auf Achse bin. Meine ersten Versuche, einen derartige Rucksack zu finden führten allerdings beinahe zu einem Herzinfarkt. Ich mein, ich weiß ja das Foto-Enthusiasten in vielen Fällen bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, aber einige der Preise, die hier verlangt werden, sind einfach nicht zu rechtfertigen. 200-300€ für einen Rucksack, der eine Kamera, 1-2 Objektive, ein Notebook und etwas Zubehör aufnehmen kann? Ohne mich! Es gibt aber auch bei Premium-Herstellern wie der italienischen Firma Manfrotto noch Taschen und Rucksäcke, die man sich leisten kann, und genau so ein Modell habe ich mir dann im Endeffekt gekauft.
Die Wahl fiel auf die NX Sling von Manfrotto, die ich zu einem guten Preis bei einem lokalen Fotogeschäft hier in Cork bekommen habe. Amazon kommt nur noch zum Einsatz, wenn ich etwas nicht lokal zu einem vernünftigen Preis bekomme, wie z.B. beim Sony MDR ZX110NA, meinem neuesten Kopfhörer. Aber zurück zur Tasche. Als Sling Bag verfügt die Tasche nur über einen Trageriemen, und einen kleineren Riemen zum stabilisieren. Hört sich erst mal ungewöhnlich an, ist aber recht bequem und praktisch, vor allem da man schnell an die Kamera rankommt. Riemen lösen, Tasche nach links und vorne ziehen, und man hat sie genau in der richtigen Position, um die Kamera herauszubekommen. 
Voll ausgestattet. Die NX Sling mit Stativ draußen, und meiner vollen Blog-Ausstattung drinnen.
Aber gehen wir die Sache Schritt für Schritt durch. Die NX Sling verfügt “nur” über zwei Fächer, ein großes Hauptfach für die Kamera, Zubehör, und ein 13-Zoll-Notebook, und ein kleineres Nebenfach für Smartphones, Ausweis, Schlüssel, Begnadigungsschreiben, alles was man so im Alltag braucht. Die Verarbeitung ist grundsolide, die Materialien wirken so hochwertig, wie man es bei einer Synthetik-Tasche erwarten kann, wobei allerdings nur das Hauptfach gepolstert ist, das sollte man also beachten, wenn man überlegt, was wo rein soll. Das Hauptfach selbst ist verdammt geräumig. Der größte Teil des Platzes ist natürlich für die Kamera und ihr Zubehör gedacht, wobei die Kamera selbst wiederum in einer gepolsterten, herausnehmbaren Innentasche untergebracht ist. Diese verfügt über ein internes Trennelement, das ebenfalls entfernt werden kann, und ist groß genug, um eine normale DSLR mit einem aufgesetzten Objektiv und noch einem normal dimensionierten Ersatzobjektiv aufzunehmen. Da ich ja eine Bridge-Kamera verwende, benutze ich den freien Stauraum für Ersatzbatterien, USB-Kabel, und Fernauslöser.
Blick in die Innereien. Das MacBook hinten, meine Kamera vorne links, Kopfhörer vorne rechts.
Kurzer Blick ins vordere Fach. Dieses ist nicht gepolstert, also passt auf, was ihr da rein packt.
Mehr als genug Platz im hinteren Fach für mein MacBook, und auch für größere Notebooks.
Die kleinen Innenfächer sind perfekt, um Zubehör unterzubringen. Eines der beiden Fächer ist außerdem blickdicht.
Die separate Kameratasche reicht aus, um eine Bridge-, oder DSLR samt Extraobjektiv aufzunehmen. Großer Vorteil: Man kann die Kameratasche bequem packen, ohne halb in der NX Sling zu verschwinden.
Die Kameratasche wird durch eine herausnehmbare Trennwand in zwei Fächer getrennt. Diese Trennwand lässt sich außerdem umklappen, z.B. um mehr Platz für die Kamera zu schaffen.
Ein Standardobjektiv sollte zwar in das Fach passen, bei mir gibt es da jedoch fachgerecht angerichteten Kabelsalat.
Selbst, wenn das Kamerafach eingesetzt ist, ist immer noch jede Menge Platz frei, wenn man also zusätzliche Objektive im Hauptfach unterbringen will, spricht eigentlich nichts dagegen, ich würde nur empfehlen, die in gepolsterten Schutzverpackungen mitzunehmen. Bei mir wird der freie Platz vor allem durch meine Kopfhörer in Beschlag genommen, die ich mittlerweile immer dabei hab, wenn ich auf Tour bin. Der große Vorteil des Hauptfaches sind aber die drei Seitenfächer. Zwei von diesen sind mit Reißverschlüssen verschliessbar, und gerade das mit einer Art Netz abgedeckte Fach ist perfekt geeignet, um Speicherkarten, USB-Sticks, Stativhalterungen für Smartphones, etc. aufzunehmen. Es befindet sich da auch eine Halterung für die PIXI-Ministative von Manfrotto, bei mir wird die allerdings für Reinigungsstifte zweckentfremdet. Und dann ist da natürlich noch das große Seitenfach an der Rückseite. Dieses kann maximal 13-Zoll-Notebooks aufnehmen, also passt mein MacBook Air 11 Zoll in seiner Neopren-Sleeve ohne Schwierigkeiten rein.
Hier noch einmal die volle Reisekonfiguration inklusive Stativ. 
Pass, Smartphone, Begnadigung, dafür ist das Frontfach perfekt geeignet.
Die Rückseite hat, außer dem Tragriemen und der Smart Sleeve, nicht viel zu bieten. Ist auch nicht nötig.
An der Außenseite gibt es nicht allzu viel. An der linken Seite der Tasche befindet sich ein Tragegriff, mit dem man die NX Sling wie eine ganz normale Tasche tragen kann, während sich an der rechten Seite eine Halterung für Stative befindet. diese nimmt auch mein Amazon-Reisestativ auf, auch wenn der Stativkopf den Rucksack deutlich überragt. Die Rückseite der Tasche ist verstärkt und gepolstert, und ist angenehm steif, wenn man die Tasche auf dem Rücken hat. An der Rückseite findet sich auch eine Smart Sleeve, um die NX Sling auf dem Griff eines Rollkoffers zu befestigen, z.B. als Kabinengepäck. Ich würde nur empfehlen, in so einem Fall das Stativ im eingecheckten Gepäck unterzubringen.
Blick auf die rechte Seite mit der Stativhalterung.
Und Blick von links auf den Griff, der recht praktisch ist.
Wie sieht es denn jetzt mit dem Tragekomfort aus? Um es kurz zu fassen: Verdammt gut! Die steife Rückseite ist gut genug gepolstert, und man kann die Tasche auch über mehrere Stunden bequem tragen. Der Tragriemen ist ebenfalls gut gepolstert, und auch wenn er bei mir am Anschlag ist, so schränkt er mich kaum in der Mobilität ein. Der kleine Extrariemen zur Stabilisierung könnte etwas Polsterung vertragen, aber das ist nur meine Meinung. Die Handhabung ist ebenfalls einwandfrei, ich hatte ja weiter oben schon geschrieben, wie einfach man an die Kamera rankommt. Das gute ist, dass die Tasche auch als reguläre Notebook-Tasche verwendet werden kann, wenn man das Kamerafach entfernt, im Endeffekt bekommt man also zwei Taschen in einer.
Ich gebe zu, dass ich die NX Sling jetzt erst seit knapp einer Woche habe, ich hatte also noch keine Möglichkeit, die Tasche über längere Zeit zu testen, die großen Bewährungsproben, der Besuch von Camden Fort Meagher, ebenso wie das Ocean to City Race und der Venture Cup stehen alle noch aus. Andererseits habe ich jetzt endlich die Möglichkeit, mein komplettes Blog-Setup mit auf Tour zu nehmen, anstatt mich am Abend nach einer Tour zu ärgern, wie viele Fotos ich doch versemmelt habe. Außerdem ist die NX Sling der Beweis, dass eine gute Fototasche nicht teurer sein muss als ein Notebook.

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