Stealth Hawk Down - Die Unerwarteten Folgen des Angriffs auf Osama Bin Laden

Als in den Morgenstunden des 1. Mai 2011 die Nachricht die Runde machte, das die USA Osama Bin Laden erwischt hätten war die Überraschung perfekt. Präsident Obama war oben auf, und ich selbst muss zu meinem Beschämen zugeben das ich zum ersten mal bei einer Todesmeldung ein Grinsen im Gesicht habe. Dazu stehe ich.
Während nun allerdings in Europa die realitätsfremden Gutmenschen über die Angeblich illegale Vorgehensweise schwadronieren und dabei die Realität und die Fakten aus den Augen verlieren bereitet den USA vermutlich eine andere Tatsache erheblich mehr Kopfschmerzen. Einer der Hubschrauber die in den Angriff verwickelt waren ist ja über dem Gelände verunglückt. Laut Aussage von offizieller Seite soll es sich um einen MH-60 Black Hawk handeln, die Special-Operations-Variante des UH-60 Black Hawk von Sikorsky, dem Standard-Hubschrauber der US Army.


UH 60 Black Hawk im Einsatz über Afghanistan.
Aufgenommen von SSGT Suzanne Jenkins, USAF - Public Domain


Als am Tag nach dem Angriff die Ersten Bilder aus dem Zielobjekt in Abbottabad an die Medien gelangten, war auf ihnen auch der Heckrotor des abgestürzten Helikopters zu sehen. Was für ungeübte Augen wie ein ganz normales Wrackteil aussah, sorgte bei mir, wie auch in diversen Internetforen für eine klare Reaktion: "Was zum Geier das auch immer ist, es ist kein Black Hawk!!!"


Der Fragwürdige Heckausleger

Der Heckausleger samt Rotor passt auf keinen bekannten Helikoptertyp. Die Facettierte Struktur kennt man eigentlich eher von Stealth-Flugzeugen und Schiffen. Dazu passt auch die "Radkappe," die Runde Scheibe welche die Nabe des Heckrotors abdeckt. Eine derartige Konstruktion reduziert nicht nur die Radarsignatur, sie senkt, zusammen mit der größeren Anzahl Rotorblätter und dadurch niedrigeren Umdrehungszahl auch den Lärmpegel.
Neben dieser Besonderheit fallem besonders die Verkleidung des Heckrotorgelenks auf. Ebenfalls auffällig ist das es keine sichtbaren Nieten, Schweißnähte oder ähnliches gibt, was die Radarsignatur zusätzlich drückt. Ob hierbei Verbundmaterialien verwendet wurden, lässt sich von den Bildern zwar nicht feststellen, ist aber naheliegend. Wenige Stunden nachdem die Bilder des Heckrotors veröffentlicht wurden tauchten die ersten 3D-Rekonstruktionen möglicher Heckrotor-Konfigurationen im Internet auf.


Eine Rekonstruktion zweier Möglicher Konfigurationen des Heckrotors. Das untere Layout macht meiner Meinung nach mehr Sinn.

Licht in die nebulöse Sache brachte erst ein Artikel in der Air Force Times. Ein Pilot des Special Operations Command (SOCOM), der verständlicherweise unerkannt bleiben will, bestätigte gegenüber der Zeitung die Existenz eines Programmes zur Aufrüstung von Black-Hawk-Helikoptern mit Tarnkappeneigenschaften. 
Laut der Aussage dieses Piloten, der mittlerweile im Ruhestand ist, begann dieses Programm bereits in den 1980er-Jahren, als man versuchte, die AH-6 "Little Bird", leichte Kampfhubschrauber die beim 160th Special Operations Aviation Regiment im Einsatz sind, für Radar und Infrarot schwerer erkennbar zu machen.
Gemäß dem Artikel der Air Force Times wurden die Skunk Works von Lockheed Martin, jene berühmte Geheimabteilung welche bereits die SR 71 Blackbird und die F-117A Nighthawk hervorgebracht hat, Mitte der Neunziger damit beauftragt, die Erkentnisse aus dem F-117-Programm auf den Black Hawk anzuwenden. Parallel dazu erhielt Boeing den Auftrag, eine Reihe von MH-60 Black Hawk entsprechend umzurüsten.
Geplant war es, diese Helikopter in einer Neuen Einheit zusammenzufassen und auf einer nicht näher genannten Militärbasis in Nevada zu stationieren.  Man braucht kein Genie sein um zu raffen das damit Groom Lake Air Force Base / Area 51 gemeint ist.


Aufgrund der vorliegenden Erkentnisse wurde diese Zeichnung des "Stealth Hawk" erstellt und ursprünglich auf dem Weblog des Italienischen Luftwaffenoffiziers David Cencilotti veröffentlicht.

Laut der Air Force Times wurde das Programm vor ein bis zwei Jahren gestrichen, gleichwohl scheint zumindest eine gewisse Anzahl dieser Helikopter fertiggestellt und überführt worden zu sein. Besatzungen des 160th SOAR in Fort Campbell, Kentucky sind wohl regelmäßig nach Nevada abkommandiert worden um auf den neuen Helikoptern zu trainieren.
Eine derartige Modifikation des Black-Hawk-Designs würde auch den Verlust dieses Hubschraubers verständlicher machen. Die Um-, und Anbauten bringen natürlich ein beträchtliches Gewicht auf die Waage. In dem bereits erwähnten Bericht ist von bis zu 500 Kilogramm die Rede. Dies könnte zu einem Phänomen führen das als "settling with power" bekannt ist und darauf hinausläuft das die Verwirbelungen des eigenen Rotorabwinds dazu führen das der Auftrieb an den Rotorblättern sinkt. Bei einem normalen Black Hawk ist dieses nur schwer zu erreichen, wenn man jedoch das zusätzliche Gewicht des "Stealth Hawk" wie ich ihn nenne in Betracht zieht, sowie eine volle Zuladung, so ist es wahrscheinlich das dies der Grund für den Absturz ist. 
Mittlerweile haben auch "konventionelle" Medien angefangen, dieses Thema aufzugreifen. So haben neben dem US-Sender Fox News auch die sonst eher Luftfahrtscheuen Onlineplattformen des Spiegels und des Nachrichtensenders n-tv die Story auf ihren Startseiten. Bizarrerweise ist ein auf der Homepage der BBC veröffentlichter Artikel sang-, und klanglos wieder verschwunden. Honi soit qui mal y pense!
Fairerweise muss man jedoch dazu sagen das diese Artikel allesamt auf der Meinung des Luftfahrtexperten Dan Goure basieren, der davon ausgeht das es sich bei der in Abbottabad verunglückten Maschine um eine komplette Neuentwicklung handelt. Ganz von der Hand zu weisen ist dies nicht. Immerhin sind in den letzten Jahren zwei Milliardenschwere Helikopterprogramme gestrichen worden, ohne das die Budgeposten zurückgenommen wurden, das VH-71-Programm (Neuer Heli für den Präsidenten), und das RAH-66-Commanche-Programm, welches berühmter sein dürfte. Geld ist also vorhanden.

Welche Variante auch immer zutrifft, das die Amerikaner eines ihrer Schwarzen Fluggeräte so medienwirksam verlieren dürfte diversen Hohen Tieren im Pentagon und im weißen Haus gar nicht schmecken. Ich bin gespannt ob und wie die USA darauf reagieren werden. Werden sie die Karten auf den Tisch legen oder verschwinden die Hubschrauber samt Besatzungen wieder in den Weiten von Nevada? Um es mit den Worten von Admiral Nimitz zu sagen: "The world wonders!"

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