Immer im Bilde - Bildagentur Getty Images stellt 35 Millionen Bilder kostenlos für Blogger zur Verfügung

Irgendwie bin ich heute in Schreiblaune. Erst der Artikel über die Situation auf der Krim, und nun der hier. Die Entscheidung für diesen Artikel ist mir erst heute Mittag auf der Arbeit gekommen. Während der Mittagspause in der Firmenkantine ist mir ein Artikel auf Spiegel Online aufgefallen, in dem das ehemalige Sturmgeschütz der Demokratie darüber berichtet, das Getty Images, eine der renommiertesten Bildagenturen der Welt, 35 Millionen Bilder aus ihrer Datenbank kostenlos für die Nutzung in Blogs und Social Media zur Verfügung gestellt, sofern diese nicht für kommerzielle Zwecke, also Werbung oder Vermarktung benutzt werden. 
Wow! Das kam ja mal völlig unerwartet, hatte sich Getty Images in der Web Community bis dato doch vor allem durch ihr extrem hartes Vorgehen gegen Blogger einen Namen gemacht. Doch so überraschend dieser Schachzug auch ist, soviel Sinn macht er im Nachhinein betrachtet. Auch wenn es immer noch ahnungslose Gerichte gibt, die Abmahnern Tür und Tor öffnen, ich denke hier nur an die erbärmliche Leistung des Landgerichts Köln im Rahmen der Redtube-Abmahnwelle, so sind doch immer mehr Richter den extrem hohen Forderungen nach Entschädigungen gegenüber sehr skeptisch dargestellt. Gleichzeitig steigt die Anzahl der Blogs immer mehr an, nicht zuletzt da Plattformen wie blogger.com, auf der dieses Blog gehostet ist, oder Wordpress immer einfacher und Benutzerfreundlicher werden. Immer mehr Menschen nutzen diese Plattformen, um ihre eigenen Meinungen öffentlich zu machen. Der leicht gehässige Kommentar, das es mehr Blogger als Blog-Leser gebe, wie vor einigen Jahren in der Computerzeitschrift CT erwähnt, ist doch näher an der Wahrheit, als gedacht. In einem derart schwieriger werdenden Wettbewerbsumfeld kann auch eine renommierte Agentur wie Getty leicht in Bedrängnis geraten. 
Insofern haben sie mit diesem Schritt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie haben sich einerseits eines lästigen Nebenschauplatzes entledigt, und laufen erheblich weniger Gefahr, auf den Kosten für abgewiesene Klagen vor Gericht sitzenzubleiben. Andererseits schafft es Getty Images auf die Art, einen Fuss in einen Markt zu bekommen, den sie bis dato mit Verachtung gestraft haben. Nicht zuletzt halten sie sich auch ein Hintertürchen offen, um aus diesem neuen Geschäftsfeld später Kapital zu schlagen. Wie das? werden sich einige nun fragen.
Nun, wenn man eines der Bilder von Getty Images nutzen will, wie ich es z.B. in meinem Artikel zur Situation in der Ukraine gemacht habe, dann greift man nicht auf das Bild selbst zu, sondern erhält ein HTML-Snippet, das man in seinem Blog, auf Facebook, oder auf anderen Plattformen einbetten kann. Das eigentliche Bild bleibt auf den Getty-Servern. Bei diesem Vorgehen wird das Bild zusammen mit einem Wasserzeichen der Agentur sowie Informationen zum Autor in einem Weissen Rand an der Unterseite des Bildes angezeigt. Nehmen wir mal das folgende, völlig Zusammenhanglose Bild vom Erstflug der Boeing 787 Dreamliner, oder Smokey, wie ich die Maschine gerne nenne, als Beispiel
Der Platz am unteren Bildrand ist offensichtlich. Es sollte eigentlich nicht weiter schwierig sein, dort in Zukunft kontextbezogene Werbung zu platzieren. Im Fall des Bildes oben könnte das also ein Link zum Reiseportal Expedia sein, oder auch zu einem Hersteller für Feuerlöscher, wenn man eher zur sarkastischen Sorte gehört. Dies wäre auch eine Lösung für Getty, um aus dem Strudel der immer mehr sinkenden Einnahmen aus Printmedien zu entkommen, und so ihre Fotografen und Beitragenden weiter zu entlohnen. 
Für mich als Blogger ist diese Entwicklung eine enorme Erleichterung. Nicht nur, das ich auf diese Art Zugriff auf professionelle Bilder bekomme, die ich benutzen kann, ohne das mir ein Abmahn-Anwalt ins Genick springt, ich kann mit den 35 Millionen Bildern einen enormen Fundus nutzen, genauer gesagt fast die Hälfte des Fotobestands von Getty Images. Auch in einem anderen Kontext erleichtert mir diese Entscheidung die Arbeit an meinem Blog sehr. Ich versuche wann immer es möglich ist, die Artikel in meinem Blog mit Fotos aufzulockern. Bis dato habe ich dafür entweder eigene Bilder verwendet, oder soweit wie möglich auf Bilder in der Public Domain oder under der Creative Commons Lizenz zurückgegriffen. Gerade letzteres ist oft mühsam, bis man erst einmal durch die Lizenzen durchgestiegen ist. Dann muss man den entsprechenden Verweis auch noch selbst so gestalten, das er im Blog nicht untergeht, aber auch den Lesefluss möglichst wenig stört. Da der Autor bei den von Getty genutzten Bildern bereits gut sichtbar vermerkt ist, werde ich mir diese Mühe in Zukunft hoffentlich sparen können. 
Die Entscheidung von Getty Images, ihren enormen Bildfundus auf diese Art der Web Community zur Verfügung zu stellen, zeigt in meinen Augen, das es zwischen den "klassischen" Medienplattformen und den "neuen" Medien wie Blogs, etc. nicht zwangsläufig unüberbrückbare Gräben gibt. Wenn man etwas auf die Position des anderen zugeht, kann unter Umständen eine Win-Win-Situation entstehen, wie in diesem Fall. Es ist vielleicht bezeichnend, das es ausgerechnet eine US-Agentur ist, die derart vorgeht. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, das so etwas bei einer Organisation wie der GEMA möglich wäre, die in ihrer Herrenmenschen-Attitüde  nach wie vor meint, vom Bamberger Platz in Berlin aus das Internet nach Gutsherren-Art herumkommandieren zu können. Ich werde jedenfalls nicht den Atem anhalten, und darauf warten, das bei diesen Herrschaften endlich Vernunft einkehrt.

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