Okay, okay. Ich gebe zu, das ich etwas spät dran bin. Ich gebe auch zu, das ich dieses Blog in der letzten Zeit etwas vernachlässigt habe. Das Konzept für diesen Artikel habe ich allerdings schon seit längerer Zeit im Kopf. Seit dem ich den neuen Stolz der Irischen Marine vor einigen Monaten in Cork besucht habe, um genau zu sein. Ja, genau, es geht wieder einmal um maritime Themen, falls es von der Überschrift noch nicht offensichtlich sein sollte.
Doch warum ist dies so besonders? Nun, als erstes einmal werden die Streitkräfte seit jeher vom Irischen Staat eher stiefmütterlich behandelt. Dies hängt mit der traditionell neutralen Politik Irlands zusammen, und ist mit Blick auf die blutige Geburt Irlands auch verständlich. Dies hat jedoch dazu geführt, das Irland spätestens mit der Einführung der Ausschließlichen Wirtschaftszonen im Rahmen der 3. UN-Seerechtskonvention 1978 nicht einmal andeutungsweise in der Lage war, seine Territorialgewässer und die 200-Meilen-Zone zu kontrollieren. Ein erstes Neubauprogramm ab Mitte der 1970er Jahre sorgte dafür, das sich die Größe der Flotte vervierfachte, als mit der LÉ Deirdre, den darauf folgenden 3 Schiffen der auf ihr aufbauenden Emer-Klasse, und der LÉ Eithne, dem neuen Flaggschiff der Flotte die ersten extra für Irland gebauten Schiffe in Dienst gestellt wurden. Zumindest ein Grundstock für eine vernünftige Flotte war gelegt.
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LÉ Aisling (P23) in Cork im Frühjahr 2013. Die Silhouette des Schiffes ist praktisch identisch mit der LÉ Deirdre, dem ersten extra für die Irische Marine gebauten Schiff. |
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Blick auf das Hauptgeschütz der LÉ Aisling, ein Bofors 40mm L/70. Die Tatsache, das dieses Geschütz eine Besatzung benötigt, und noch dazu dieser Besatzung praktisch keinen Schutz vor den Bedingungen im Nordatlantik bietet, zeigt wie veraltet dieser Schiffstyp mittlerweile ist, |
Diese fünf Schiffe, zusammen mit zwei Korvetten der Peacock-Klasse, die vom Hongkong-Geschwader der Royal Navy übernommen wurden, waren bis Ende der 90er auch ausreichend, um die 200-Meilen-Zone zu patrouillieren, nicht zuletzt da die Ressourcen in der Zone mit Ausnahme der Hochseefischerei kaum genutzt wurde. Das Corrib-Gasfeld vor Kinsale, Co. Cork, dessen Gas seit 1978 durch die Plattform Kinsale Energy Alpha gefördert wird, hatte da kaum mehr als Proforma-Charakter.
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LÉ Éithne (P31), das Flaggschiff der Irischen Marine. |
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Blick auf das 5,7cm-Bofors-Geschütz der Éithne. Die stärkste Waffe dieses Schiffes war jedoch lange Jahre nicht dieses Geschütz, sondern etwas anderes. |
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Auf diesem Bild der LÉ Éithne in der Marinebasis Haulbowline Island ist der Hubschrauberhangar des Schiffes gut zu erkennen. Da jedoch von den geplanten vier Schiffen dieser Klasse nur das Führungsschiff gebaut wurde, und die extra für das Schiff gekauften Helikopter vom Irish Air Corps schon vor Jahren außer Dienst gestellt wurden, ist das Schiff seines wichtigsten Werkzeuges beraubt worden. |
Als mit dem Ende der 1990er-Jahre der Ölpreis zu steigen begann, gab es auch erste Bestrebungen, die in die Jahre gekommene Flotte der Irischen Marine zu modernisieren. Das Resultat war die aus zwei Schiffen Roisin-Klasse, 75 Meter lange Hochsee-Patrouillenboote, die von STX Canada Marine extra für Irische Bedürfnisse entworfen, und von Appledore Shipbuilding in Großbritannien gebaut wurden. Es war das Führungsschiff dieser Klasse, die LÉ Roisin, die 2004 an der spektakulären Rettung des kanadischen U-Bootes HMCS Chicoutimi im Nordatlantik teilnahm, nachdem dieses durch einen Brand an Bord manövrierunfähig geworden war, und in schwerer See zu sinken drohte.
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LÉ Niamh (P52), das 2. Schiff der Roisin-Klasse, in Haulbowline Island, dem Hauptquartier der Irischen Marine. |
In den Jahren des Celtic Tiger kam es teilweise zu hochtrabenden Plänen für die Irische Marine. Es war teilweise sogar angedacht, Lenkwaffenfregatten und Flottenversorger in Dienst zu stellen. Mit dem Kollaps der Irischen Wirtschaft 2008 und 2009 waren diese Pläne jedoch Makulatur. Trotzdem bewies die Regierung um Taoiseach Brian Cowen in ihren letzten Tagen noch einmal Weitsicht, als der Bau zweier weiterer Hochsee-Patrouillenboote wiederum bei Appledore Shipbuilding beauftragt wurde. Bei diesen Schiffen der damals noch namenlosen P60-Klasse handelte es sich um eine vergrößerte 90 Meter lange Version der Roisin-Klasse. Und genau diese Klasse ist der Hintergrund dieses Artikels.
Das erste Schiff dieser neuen Klasse wurde im Mai 2012 auf Kiel gelegt. Im November 2013 wurde das mittlerweile auf den Namen LÉ Samuel Beckett getaufte Schiff aus dem Baudock an den Ausrüstungskai in Appledore verlegt. Im April 2014 wurde es es dann an die Irische Marine übergeben, die es im darauffolgenden Monat in Dienst stellte. Den Großteil des Sommers 2014 verbrachte die James Samuel Beckett damit, ihre volle Einsatzbereitschaft zu erlangen, und die neuen Systeme und Möglichkeiten dieser Schiffsklasse auszutesten. Als Teil dieser Test-, und Erprobungsfahrten kam LÉ Samuel Beckett am Pfingstwochenende 2014 auch nach Cork, wo die Stadt die Patenschaft für das Schiff übernahm. Dabei gab es für die Öffentlichkeit auch die Möglichkeit, das Schiff zu besichtigen. Ich glaube, ich muss nicht extra erwähnen, das ich diese Möglichkeit ausgenutzt habe.
Bevor wir jedoch mit der Tour beginnen, erst einmal ein paar Daten zum Schiff. Die Samuel Beckett ist, wie bereits erwähnt, der "Stapellauf", sofern man bei einem Modernen Schiff davon sprechen kann, war am 3. November 2013, und die Indienststellung fand am 17. Mai 2014 in Dublin statt. Das Schiff ist 90 Meter lang, hat eine Verdrängung von 1933 Tonnen, ist also ein recht ansehnliches Schiff. Genauer gesagt hat es sogar das Flaggschiff LÉ Eithne als größtes Schiff der Flotte abgelöst. Voll aufgetankt hat das Schiff eine Reichweite von 6000 Seemeilen bei einer Reisegeschwindigkeit von 15 Knoten. Das Schiff verfügt über 44 Mann Besatzung, und hat außerdem Platz für 10 Kadetten.
Was die Sensoren angeht, ist die Ausrüstung auf das Missionsprofil als Patrouillenschiff zugeschnitten. Als Radar ist ein Kelvin-Hughes SharpEye-Radar verbaut, das an ein MantaDigital-Displaysystem gekoppelt ist. Ein Elektro-Optisches Feuerleitsystem, gekoppelt mit einem Nachtsicht-System, ist in einem drehbaren Turm direkt über der Brücke untergebracht. Die Vorgänger der Samuel Beckett, die Schiffe der Roisin-Klasse, verfügten über ein Radamen-1500-Optroniksystem, Hersteller und Modell des Systems auf der Samuel Beckett sind mir jedoch ein Rätsel. Kein Rätsel jedoch sind die Kommunikationssysteme, die neben den üblichen Seefunkgeräten auch verschlüsselte Kommunikation mit anderen Einheiten, sowie dem Hauptquartier der Flotte ermöglichen.
Die Offensivsysteme der Beckett-Klasse sind, wiederum dem Missionsprofil entsprechend bescheiden. Das Hauptwaffensystem ist eine 7,6-Zentimeter-Kanone vom Typ Oto-Melara 76/62. Dieses Geschütz wird vom bereits erwähnten Elektro-Optischen Feuerleitsystem gesteuert, und verfügt über eine effektive Reichweite von 8 Kilometern. Als Sekundäre Waffensysteme sind zwei 20mm-Schnellfeuerkanonen des Typs Rheinmetall Rh 202 verbaut. Außerdem verfügt das Schiff über Montagepunkte für sowohl leichte, als auch schwere Maschinengewehre.
Doch genug geredet, beginnen wir mal mit einer Tour. Alle Bilder wurden von mir mit meinem iPhone 4S gemacht, da ich immer ein mulmiges Gefühl habe, mit einer DSLR-Kamera, oder ähnlich schwerem Geschütz auf einem Kriegsschiff aufzutauchen. Ich hätte mir aber keine Sorgen machen müssen.
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Ich werde das Gefühl nicht los, das hier irgend etwas nicht ganz ins Bild passt... |
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Das Bild könnte direkt aus einem Marineroman entsprungen sein. |
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Ein beeindruckender Anblick ist die LÉ Samuel Beckett auf jeden Fall. |
Mein Erster Eindruck der Samuel Beckett war positiv. Kein überzüchteter Entwurf, der darauf ausgelegt ist, den 3. Weltkrieg im Alleingang zu gewinnen, keine Waffensysteme, die einmal alle Jubeljahre zum Einsatz kommen, und selbst dann nur im Manöver. Stattdessen ein gedrungenes Schiff mit niedrigem Schwerpunkt und relativ breitem Rumpf, also eine stabile Plattform auf See. Außerdem sieht das Schiff recht einschüchternd aus, was bei einem Kriegsschiff immer von Vorteil ist, gerade, wenn man andere Schiffe zwecks Durchsuchungen anhält, was ja der Haupteinsatz der Irischen Marine ist.
Ich war übrigens, wie man auf den Bildern sehen kann, nicht der einzige, der sich das Schiff anschauen wollte. Das Interesse an diesem Schiff war sehr groß, und dementsprechend lang war die Schlange. Wem sich bei den folgenden Bildern der Eindruck aufdrängt, das der Hauptmast etwas überdimensioniert für das Kelvin-Hughes-Radar allein ist, der liegt richtig. Die Beckett-Klasse wurde so entworfen, das bei Bedarf leistungsfähigere Systeme installiert werden können, so z.B. ein Luftraumüberwachungsradar, oder ein stärkeres Seezielradar.
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Die Sensorsuite der LÉ Samuel Beckett auf einen Blick. Das Elektro-Optische Zielsystem für das Hauptgeschütz ist links im Bild, direkt über der Brücke zu sehen, während das SharpEye-Radar auf dem massiven Hauptmast zu sehen ist. |
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Dieses 76mm-Geschütz des italienischen Herstellers OTO Melara stellt die Hauptbewaffnung des Schiffs dar. Es mag klein aussehen, kann aber sowohl Boden-, als auch Luftziele angreifen, und weist eine maximale Feuerrate von 85 Schuss pro Minute auf, und das über eine effektive Reichweite von 8 Kilometern oder mehr. |
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Eine Nummer kleiner ist die Sekundärbewaffnung der Samuel Beckett, die Schnellfeuerkanonen Rh202 von Rheinmetall. Das Schiff verfügt über zwei dieser Kanonen, die jeweils mittschiffs untergebracht sind, und vor allem gegen Luftziele und kleinere Schiffe und Boote eingesetzt werden. |
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Diese RHIBs, oder Rigid Hull Inflatable Boats, sind im Moment das Hauptwerkzeug der Irischen Marine. Diese bis zu 25 Knoten schnellen Boote, von denen zwei standardmäßig an Bord sind, werden dafür eingesetzt Boarding Teams oder Fischereiinspektoren zu Schiffen zu bringen, die vorher gestoppt wurden. Die Kuppeln über dem RHIB gehören zum Satellitenkommunikationssystem des Schiffes. |
Nach gefühlten Drei Stunden Wartezeit ging es an Bord des Schiffes. Die Crew war sichtlich stolz auf das neue Schiff, und zurecht. Über das Achterdeck ging es erst einmal zum Vorschiff und zum Buggeschütz. Die Offenheit, die hierbei an den Tag gelegt wurde, war beeindruckend, obwohl die Innereien eines 7,6cm-Geschützes, wenn man ehrlich ist, mittlerweile selbst in Nordkorea bekannt sein müssten.
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Blick über das Achterdeck der Samuel Beckett auf einen Besucher, der eher der normalen Kundschaft am Kennedy Quay entspricht. |
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Blick ins innere des OTO-Melara-Geschützturms. Bei diesem Anblick sollte klar werden, das es sich um ein automatisches System handelt. Die einzige manuelle Arbeit bei diesem Geschütz ist das Nachfüllen des Magazins unter Deck. |
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Da oben geschieht alles - Blick vom Vorschiff auf die Brücke der LÉ Samuel Beckett. |
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Bei diesem Anblick wird klar, wie neu das Schiff noch ist. Das Geschütz ist sogar noch verpackt... |
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Die auf den Cayman Islands registrierte Yacht Katriona war im Sommer 2014 längere Zeit in Cork zu Gast. Offenbar sollte Sie hier verkauft werden, aus welchem Grund auch immer. |
Bevor es mit der Tour weitergeht, wollte ich noch einmal auf das Achterdeck der Samuel Beckett zu sprechen kommen. Dieses ist im Vergleich zu den Vorgängerschiffen deutlich größer geworden. Dies ist nicht allein eine ästhetische Entscheidung. Wie bereits erwähnt ist diese Schiffsklasse so entworfen worden, das Sie mit relativ wenig Aufwand erweitert werden kann. Dementsprechend kann das Achterdeck 20-Fuß-Container aufnehmen, oder auch zum Start von UAVs oder Tauchrobotern eingesetzt werden, sollten sich die Irischen Streitkräfte dazu entscheiden. Ebenfalls mit diesem Hintergrund wurde auf dem Achterdeck auch ein Kran verbaut, um den Einsatz eben jener Drohnen zu erleichtern.
Aber weiter mit der Tour. Vom Vorschiff ging es weiter auf die Brücke der LÉ Samuel Beckett. Neben der Offenheit der Besatzung war hier vor allem die hochmoderne Ausstattung des Schiffes beeindruckend. Es stellt einen veritablen Quantensprung gegenüber der Émer-Klasse dar, die es ersetzt. Praktisch alle Systeme sind computergestützt, von einem klassischen Kartentisch war nichts zu sehen. Verständlicherweise waren alle Systeme entweder ausgeschaltet, oder im Standby-Modus, trotzdem war ich über diesen Einblick mehr als verwundert.
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Blick auf den kombinierten Maschinenkontrolle-, und Steuerstand auf der Brücke der Samuel Beckett. Das klassische Steuerrad ist auf modernen Schiffen schon seit einiger Zeit Geschichte. |
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Praktisch alle Systeme sind auf der Brücke doppelt vorhanden. Neben einer Anzeige mit allgemeinen Schiffsinformationen sieht man hier einen der beiden Bildschirme des Kelvin-Hughes MantaDigital Systems. Dieses Anzeigesystem verschafft dem Schiff Fähigkeiten, die vor nicht allzu langer Zeit noch Zerstören und Fregatten vorbehalten waren. |
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Etwas missglückter Versuch eines Panoramabildes der Brücke. |
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Das ist die Feuerleitstation für das 7,6cm-OTO-Melara-Geschütz. Auf dem Bildschirm würden im Ernstfall die Bilder des optronischen Visiers auf dem Dach der Brücke angezeigt werden. Das System ist verständlicherweise deaktiviert. |
Und damit neigte sich die Tour des Schiffes dann auch schon dem Ende. Ich selbst hatte Glück, noch an Bord kommen zu können. Kurz nach mir wurden die Touren eingestellt, obwohl am Kennedy Quay immer noch eine Schlange war, die das Schiff um einiges überragte.
Alles in allem hat die Irische Marine mit diesem Schiff einen guten Fang gemacht. Es sollte, zusammen mit den Schiffen der Roisin-Klasse, der Marine eine Rumpfflotte verschaffen, die den sich ändernden Bedingungen auf See gewachsen ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, das die LÉ Samuel Beckett kein Einzelstück bleiben wird. Ein zweites Schiff der Klasse, die LÉ James Joyce (P62), ist bei Appledore Shipbuilding im Bau, und sollte noch in diesem November vom Stapel laufen. Nach aktueller Planung sollte die James Joyce 2015 in Dienst gestellt werden. Bei der Indienststellung der Beckett in Dublin kündigte Taoiseach Enda Kenny außerdem an, das Irland eine Option auf ein drittes Schiff der Beckett-Klasse wahrnehmen werde, welches 2016 zur Flotte stoßen sollte. Die Arbeiten an der bislang noch namenlosen Einheit P63 haben mittlerweile begonnen.
Warum zum Teufel investiert Irland aber so viel Geld? Immerhin kostet ein Schiff der Beckett-Klasse mehr als 50 Millionen Euro. Nun, als erstes einmal ist die Flotte nicht mehr die neueste. Die Émer-Klasse wurde in den 1970ern in Dienst gestellt, und die Schiffe sind teilweise mehr als 40 Jahre alt. Wenn man jetzt noch in Betracht zieht, das die sowohl die LÉ Éithne, als auch die beiden Korvetten der Peacock-Klasse, LÉ Ciara, und LÉ Orla, längere Zeit dekontaminiert werden mussten, nachdem auf ihnen Asbest festgestellt worden war, dann merkt man schnell, das eine Runderneuerung der Flotte durchaus Sinn macht.
Dann wäre da noch der kleine unbedeutende Sachverhalt, das Irland nun einmal eine Insel ist. Und wie die Küsten eines jeden anderen Landes sind auch die irischen Küsten eine lange, offene Grenze, offen für Handel, Tourismus und Diplomatie, aber auch für Schmuggel und Kriminalität. Was das im Klartext bedeutet, zeigen die folgenden drei Beispiele:
Der Marita-Ann-Zwischenfall
Im Herbst 1984 gelang es Irischen Geheimdienstkreisen, gesicherte Informationen zu einem geplanten Waffentransport für die IRA abzufangen. Die Waffen waren von IRA-Sympathisanten in den USA organisiert, und mithilfe des Trawlers Valhalla bis in Europäische Gewässer gebracht worden. Dort wurden die Waffen, noch auf hoher See, auf die Yacht Marita Ann umgeladen, die jedoch seit ihrem Auslaufen aus Dingle überwacht worden war. Die Patrouillenboote LÉ Émer und LÉ Aisling hatten sie unauffällig beschattet. Beide Schiffe warteten, bis die Marita Ann auf ihrer Rückkehr in Irische Territorialgewässer eingedrungen war, bevor die Falle zuschnappte. Als die Yacht die Funksprüche der beiden Kriegsschiffe ignorierte, eröffnete die Émer das Feuer mit Leuchtspurgeschossen. Nach einigen Schüssen vor den Bug stoppte die Marita Ann, und die Boarding Teams aus Marinesoldaten und Gardaí stießen auf keinerlei Widerstand. Eine große Menge Waffen und Munition mit einem Gesamtgewicht von 7 Tonnen wurden sichergestellt, und fünf Männer festgenommen, und zu teils langen Haftstrafen verurteilt.
Operation Seabight
Im Sommer 2008 hatte man in Irland gerade den letzten Beteiligten des bis dato größten versuchten Kokaintransports verurteilt, als die Irische Marine schon die nächsten Schmuggler ins Visier nahm. Europäische Ermittlungsbehörden waren auf eine Yacht aufmerksam geworden, die im Oktober 2008 die Karibikinsel Trinidad verlassen hatte. Die 18 Meter lange Dances with Waves wurde auf ihrem Weg über den Atlantik verfolgt, und die Irische Marine beauftragte die Patrouillenboote Niamh und Roisin damit, die Yacht aufzubringen. Am 7. November war es soweit. 280 Kilometer westlich von Cork, über dem Porcupine-Tiefseebecken, dessen Englischer Name auch der Codename des Einsatzes war, stoppte die LÉ Niamh die Dances with Waves, und Boarding Teams gingen an Bord. Der Einsatz fand unter widrigsten Bedingungen statt, inmitten eines ausgewachsenen Sturms, und bei Wellenhöhen von bis zu 7 Metern. Die Yacht selbst war mit 1,7 Tonnen Kokain absolut überladen, und kurz davor zu kentern.
Trotz der schlechten Bedingungen gelang es der Niamh, die Dances with Waves in Schlepp zu nehmen, und nach Castletownbere in West Cork zu bringen, wo sie bereits von Gardaí erwartet wurde. Der Fund wird, mit einem Wert von 75 Millionen Euro bis 750 Millionen Euro berechnet, je nachdem, welchen Reinheitsgrad man als Basis des Marktwerts anlegt.
Die Aufbringung der Makyabella
Im September 2014 waren es wiederum die LÉ Roisin und die LÉ Niamh, die eine Drogenlieferung abfingen. Erneut waren Europäische Ermittlungsbehörden auf eine Segelyacht aufmerksam geworden, die im Verdacht stand, Drogen nach Europa zu transportieren. Die Charteryacht Makyabella war zuerst von Venezuela nach Trinidad gesegelt, und hatte dann einen ähnlichen Kurs eingeschlagen, wie die Dances with Waves 6 Jahre zuvor. Am 23. September schlug die Roisin zu. Im Schutz der Dunkelheit näherte sich das Schiff der Yacht, bevor es sich zu erkennen gab, und ein Boarding Team übersetzte. Die Yacht war in einem schlechten Zustand, der Motor war beschädigt. Die Informationen über die Drogen waren jedoch korrekt, es wurde 1 Tonne Kokain an Bord sichergestellt. Die LÉ Roisin nahm die Makyabella in Schlepp, und brachte Sie zur Marinebasis Haulbowline Island, wo wiederum Gardaí und einer der Beiden Zollkutter der Irischen Regierung auf das Schiff warteten. 6 Männer wurden festgenommen, Gerichtsverfahren sind anhängig, und die Ermittlungen laufen weiter.
Dies sind wohlgemerkt nur die bekannten Operationen. Zusätzlich werden regelmäßig Trawler aufgebracht, die illegal in Irischen Gewässern fischen. Dabei geht es auch schon einmal rabiat zu, Inspektionsteams werden bedroht, oder durch aggressive Manöver und Rammversuche daran gehindert an Bord zu gehen. Dabei zeichnen sich Fischer bestimmter Nationen, z.B. Spaniens oder Frankreichs, durch eine besondere Aggressivität aus.
All dies zeigt, wie wichtig eine gut ausgestattete Flotte für eine Inselnation wie Irland ist. Es darf jedoch nach dem 3. Schiff der Beckett-Klasse noch nicht Schluss sein. Irland verfügt, wie eingangs ja bereits erwähnt, über eine Ausschließliche Wirtschaftszone, von 200 Seemeilen von der Küste aus. Dies ist ein enormes Seengebiet, das kontrolliert werden muss. Wenn man die Erfahrungswerte anderer Nationen heranzieht, dann sind hierfür mindestens zwölf Schiffe erforderlich. Nach dem Abschluss des momentanen Neubauprogramms, und der damit einhergehenden Außerdienststellung der letzten beiden Schiffe der Émer-Klasse, wird die Irische Marine über acht Schiffe verfügen, vier weniger als notwendig wären. Außerdem ist Irland inzwischen Mitglied der Nordic Battle Group der Europäischen Union, einer schnellen Eingreiftruppe, zu der Irland 150 Soldaten beisteuert, jedoch über keine Seetransportfähigkeiten verfügt, diese in ein Einsatzgebiet zu bringen. Es ist also durchaus erforderlich, weiter in die Irische Marine zu investieren, und ihre Fähigkeiten zu erweitern. Im nächsten Jahr wird das Irische Verteidigungsministerium sein White Paper, vorlegen, ein Strategiepapier für die nächsten 10 Jahre. Es wäre zu wünschen, wenn der Irischen Marine in diesem Strategiepapier auch die Bedeutung zugedacht wird, die diese Teilstreitkraft für den Irischen Staat darstellt.
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