Ein guter Radschlag - Ein zweiter Blick auf Coca Cola Zero Bikes Cork

Schon wieder Coke Zero Bikes Cork? Gehen dem Typen langsam die Themen aus? Ganz im Gegenteil, ich habe eine ganze Reihe an Artikeln in der Pipeline, leider sorgt mein Job dafür, das ich momentan nur recht selten genug Energie zum Schreiben habe, einer der Nachteile, wenn man Spätschicht hat. Genau dieses Thema ist mir jedoch recht wichtig.
Ich hatte ja Ende 2014 dass erste mal über Coca Cola Zero Bikes Cork geschrieben. Damals war das System noch sehr eingeschränkt, verfügte über 15 Stationen, von denen 12-13 einsatzbereit waren, aber es war damals schon abzusehen, dass dieses System ein massiver Pluspunkt für Cork werden würde. Nun, seit Februar ist das System voll ausgebaut mit allen 31 Stationen, und 330 Fahrrädern. 6 Monate nach meinem ersten Bericht über das System wird es daher Zeit für einen Kontrollbesuch.
Dieser Kontrollbesuch ergab sich eher zufällig, als ich am Wochenende nach Cobh gefahren bin, um ein paar Bilder des US-Lenkwaffenkreuzers USS Anzio (CG 68) zu schießen, der zu einem Freundschaftsbesuch eingelaufen war. Ich war dabei allerdings logischerweise nicht so verrückt, die ganzen 24 Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Die Fahrt ging von meiner "Hausstation" Camden Quay zur Kent Station, dem Hauptbahnhof von Cork. Die Strecke mag zwar kurz sein, ich habe 9 Minuten pro Richtung gebraucht, ist als Teststrecke aber recht gut geeignet, da so ziemlich alles dabei ist.
Am Ausleihprozedere hat sich nicht viel geändert. Man scannt seine Kundenkarte, wählt das Fahrrad aus, und drückt am entsprechenden Ständer auf die Freigabetaste. Neu ist allerdings, dass vor der Freigabe noch der Zahlencode für das Fahrradschloss angezeigt wird, dass bei jedem Rad dabei ist. So kann man die Räder auch bei Zwischenstops absichern. Gute Idee, immerhin will man ja nicht die 150€ Kaution riskieren. 
Auch nach 6 Monaten intensivem Einsatz in Cork, später mehr dazu, wirken die Fahrräder immer noch extrem solide. Einigen fehlt zwar mittlerweile das Schloss, andere wurden ihrer Klingel beraubt, generell sind die Räder aber nach wie vor so solide, wie beim ersten Test. Viel wichtiger ist aber, dass mittlerweile auch andere Verkehrsteilnehmer wissen, dass man existiert, und dementsprechend in den meisten Fällen darauf Rücksicht nehmen. 
Dies war gerade bei der Fahrt zum Bahnhof und zurück wichtig, da man hier auf der Bridge Street und der berühmt berüchtigten MacCurtain Street auf einer zweispurigen Einbahnstraße unterwegs ist, die man, Linksverkehr sei dank, komplett kreuzen muss, um die Sicherheit des Radwegs an der Lower Glanmire Road zu erreichen. Diese Radwege sind für Nutzer von Coke Zero Bikes wirklich genial, auch wenn es leider genug Idioten (Sorry, muss ich so schreiben) gibt, die vom Konzept von Richtungsfahrbahnen auf Radwegen offenbar komplett überfordert sind.
Coca Cola Zero Bikes Station am Bahnhof Kent Station in Cork
Am Hauptbahnhof zeigt sich dann, dass sogar in Cork Ansätze für ein multimodales Transportnetz vorhanden sind. Direkt vor dem Bahnhofsgebäude findet man nämlich nicht nur die Bushaltestellen, sondern auch das Terminal für Coca Cola Zero Bikes. Es fehlen eigentlich nur noch dezidierte Standplätze für Elektroautos, wie sie von der Stadt Cork momentan gepusht werden, und für das CarSharing-System GoCar. 
Die Rückgabe ist wie bereits im ersten Artikel beschrieben sehr einfach. Fahrrad einfach in den Ständer schieben, warten bis die Elektronik ihren cholerischen Anfall abgeschlossen hat, und das war's. Einfacher geht es wirklich nicht.
Das sehen neben mir auch immer mehr Leute in Cork, und den anderen beiden von Coca Cola Zero Bikes abgedeckten Städten, Galway und Limerick, so. Laut einem Bericht im Evening Echo vom 2. März dieses Jahres haben sich allein in Cork bereits über 2500 Leute für das System angemeldet. Zusammen mit Cork und Limerick kommt Coca Cola Zero Bikes auf 6100 Kunden, ein beträchtlicher Erfolg in einem Land, dass nach wie vor eine zerstörerische Liebesaffäre mit dem Auto hat. 
Allein in Cork wurden zwischen der Eröffnung des Systems und dem 2. März 11700 Fahrten absolviert, die Räder werden also in der Tat richtig gefordert. Um so wichtiger ist es also, dass sie regelmäßig gewartet werden. Genau das passiert auch. In der recht kompakten Innenstadt von Cork wird man früher oder später einen Kleinlaster in den Farben von Coca Cola Zero Bikes Cork sehen, der Fahrräder abholt, und ausliefert. Ich habe bis jetzt nur zwei Fälle gehabt, wo ich ein Rad erwischt habe, das offenbar fahruntüchtig ware, und in beiden Fällen waren die Fahrräder noch am gleichen Wochenende wieder repariert und im Einsatz. 
Coke Zero Bikes Station Bandfield, gegenüber dem Eingang zum Campus des University College Cork
Die Fahrt zum Bahnhof am Wochenende war übrigens kein Einzelfall. Ich bin praktisch jedes Wochenende, wenn es das Wetter erlaubt, auf den Rädern unterwegs, sei es um ein altes Sternfort zu erkunden, oder um über das Universitätsgelände oder den Fitzgerald Park zu schlendern, beides Gegenden, die ich zu Fuß eher selten besucht hätte. Mein Fazit fällt auch nach diesem Kontrollbesuch also durchwegs positiv aus. Coca Cola Zero Bikes Cork ist ein echter Pluspunkt für die Stadt. Wer sich noch nicht registriert hat, oder auch mehr wissen will, der sollte auf www.bikeshare.ie vorbeischauen. 

Derartige Fahrradmietsysteme sind übrigens nicht nur in Irland auf dem Vormarsch. Als ich vor einigen Wochen wieder mal bei meinen Eltern in Deutschland zu Besuch war, ist mir aufgefallen, dass sich neben den allgegenwärtigen DB-Call-a-Bike-Fahrrädern auch ein weiterer Anbieter im Rhein-Neckar-Raum niedergelassen hatte, die Firma NextBike. 
Ich werde auf beide Systeme hier noch einmal kurz eingehen.

DB Call a Bike

DB Call a Bike war das erste moderne Fahrrad-Mietsystem in Deutschland. Lange Jahre setzte die Bahn auf ein dezentrales System, bei dem man die Fahrräder telefonisch ausleiht, und zurückgibt, was jeweils über Codes an einem Terminal direkt am Fahrrad erfolgt. Dieses System hat den Vorteil, dass es keine großen Ausgaben für Docking-Stationen erfordert, wie sie z.B. bei Coca Cola Zero Bikes oder Dublin Bikes eingesetzt werden. Außerdem gehören die 8500 Fahrräder von Call a Bike zu den wenigen Fahrzeugen der Deutschen Bahn, die sich auch noch bewegen, wenn die GdL mal wieder das Land lahmlegt.
Ich persönlich bin ganz offen gesagt kein Fan eines derart dezentralen Systems. Die Fahrräder sind zwar leicht zu erkennen, ich persönlich halte aber Fahrräder, die in einer waghalsigen Schräglage an einen Baum gekettet sind, generell für fragwürdig. Außerdem kann man bei so einem System erst durch genaueres prüfen feststellen, ob ein Rad verfügbar ist. 

nextbike

Die nextbike GmbH wurde ursprünglich in Leipzig gegründet, und zwar im Jahr 2004. Das Unternehmen hat eine rapide Expansion hingelegt, und ist mittlerweile in 30 Städten in Deutschland, ebenso wie in Österreich, oder Kroatien aktiv. Oft arbeitet das Unternehmen dabei mit lokalen Partnern zusammen. Insgesamt hat nextbike mittlerweile 20000 Fahrräder in 15 Ländern, verteilt auf 4 Kontinente im Einsatz, zumindest laut deren Website.
In Deutschland setzt nextbike von Anfang an auf ein eher zentralisiertes System mit Docking-Stationen und Terminals wie auch in Cork, oder Dublin. Die Preisgestaltung und Ausstattung der Fahrräder kann dabei variieren, je nachdem, mit welchem Partner man zusammenarbeitet. Sollte dieses System nach Speyer ausgedehnt werden, kann ich mir durchaus vorstellen, dass ich bei meinem nächsten Besuch dort auf eines von deren Rädern zurückgreifen werde.


Ach ja, trotz des Stadtverkehrs in Cork habe ich es noch nach Cobh geschafft. Hier ein Bild meines Zielobjekts, der USS Anzio, als Beweis:

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