DJI Osmo Mobile 2 - Ganz neue Perspektiven

Eigentlich wollte ich nicht gleich nach meinem letzten Review schon den nächsten derartigen Artikel nachschieben, aber es hat sich dann doch so ergeben. Das neueste „Werkzeug“ in meinem Kreativen „Arsenal“ konnte ich einfach nicht unkommentiert lassen. Um was es geht? Um den Osmo Mobile 2, den neuesten Kamera-, oder in diesem Fall Smartphone-Gimbal aus der chinesischen Drohnenschmiede DJI. Für diejenigen, die nicht so kreativ, oder anglophon veranlagt sind, ein Gimbal ist in diesem Zusammenhang ein Kamerastabilisator, der mithilfe von Elektromotoren unerwünschte Bewegungen ausgleicht, und somit für ein stabiles Bild sorgt. Diese Elektromotoren ermöglichen auch weiche Kameraschwenks, oder ähnliche „Spielereien“. Es ist definitiv ein Werkzeug für kreativ veranlagte Menschen, wer einfach einen Selfie-Stick sucht, der möge bitte weitersuchen… und mir mit besagtem Stick besser nie begegnen.

Aber zurück zum Thema. Der DJI Osmo Mobile 2 ist der Nachfolger des 2017 auf den Markt gekommenen DJI Osmo Mobile, und kam Im Februar 2018 auf den Markt. Es gibt eine ganze Reihe von Unterschieden, auf die ich hier jedoch nicht im Detail zu sprechen kommen werde, da ich das Vorgängermodell selbst nie benutzt habe. Ein großer Unterschied war, und ist, jedoch der Preis. Während das Vorgängermodell mit 239€ zu Buche schlägt, kostet der Osmo Mobile 2 gerade einmal 149€, und ist bei einschlägigen Online-Händlern auch schon günstiger zu haben. 
Dieser niedrigere Preis sorgt aber nicht dafür, dass sich das Gerät auch „billiger“ anfühlt. Ganz im Gegenteil. Wie schon bei meinem ersten DJI-Produkt, der DJI Spark, ist auch der Osmo Mobile 2 trotz seines Kunststoff-Gehäuses absolut solide und wirkt sehr robust. Mit 485 Gramm ist der Gimbal nicht unbedingt ein Leichtgewicht, aber trotzdem ganz gut zu „ertragen“. Ich war überrascht, wie groß das Gerät war, mit Maximalmaßen von 295x113x73 Millimetern nimmt der Osmo Mobile 2 doch schon ordentlich Platz in der Kameratasche ein. Etwas ungewöhnlich ist, dass die Gelenke vollkommen frei schwingen, wenn das Gerät ausgeschaltet ist. Ich hätte zumindest eine Art Transportsicherung erwartet. Dies wird allerdings durch die mitgelieferte Transportbox aus Styropor etwas ausgeglichen. Stichwort Mitgeliefert: Der Lieferumfang des Osmo Mobile 2 ist ziemlich überschaubar. Neben dem üblichen Papierkram bekommt man den Gimbal, die bereits erwähnte Transportbox, und ein Micro-USB-Ladekabel. Das war’s. Kein Netzteil, und keinen sonstigen Schnickschnack. Da der Gimbal an jeder USB-Schnittstelle geladen werden kann, ist dies theoretisch eigentlich auch kein Problem. Allerdings dauert das laden des 2600 mAh-Akkus an einem „Normalen“ USB-Port ewig, weshalb ich für das aufladen entweder die USB-Ports am Netzteil für meine DJI Spark, oder schlicht und ergreifend das Netzteil meines iPad benutze. Vor diesem Hintergrund wäre ein mitgeliefertes Netzteil durchaus von Vorteil gewesen.

Das Zubehör ist "überschaubar", um es mal diplomatisch auszudrücken!

Der Gimbal selbst fühlt sich, wie bereits erwähnt, überraschend solide und robust an. Die Bedienelemente finden alle auf dem Handgriff Platz, und die Anordnung sollte jedem Flugsimulator-Enthusiasten sofort bekannt vorkommen. Der Griff wird von zwei Knöpfen, einem Coolie Hat (Oder Mini-Joystick, wie es jetzt offenbar bezeichnet wird), und den Batterie-, und Status-LEDs dominiert. An der Seite gibt es noch einen Schieberegler für die Zoom-Steuerung. Anschlussmäßig ist der Osmo Mobile 2 recht spartanisch ausgestattet. Am Griff selbst befindet sich der Micro-USB-Port zum aufladen des Gimbals, während auf der Rückseite, da wo bei einem Joystick der „Trigger“ wäre, ein vollwertiger USB-Port Platz findet. Mit diesem kann man sein Smartphone während der Nutzung des Gimbals gleich aufladen, theoretisch zumindest. Auf die Details komme ich später noch zu sprechen. Ansonsten findet sich auf der Unterseite des Griffstücks noch ein Standard-Stativgewinde. Dominiert wird der Osmo Mobile 2 aber natürlich von der Smartphone-Halterung. Diese ist darauf ausgelegt, Smartphones bis zu einer Breite von 85mm, und einer Gehäusedicke von bis zu 8,9mm aufzunehmen, Benutzer von größeren Smartphones und „Phablets“ (Ich hasse dieses Wort!) könnten also in Bedrängnis kommen. Auch gewichtsmäßig sind die Möglichkeiten des Osmo Mobile 2 beschränkt. Das Maximalgewicht für Smartphones ist 202 Gramm, also schaut lieber noch mal auf die technischen Daten eures Gerätes bevor ihr den Gimbal kauft. Standardmäßig ist die Halterung für Aufnahmen im Querformat eingerichtet, sie lässt sich jedoch auch auf Hochformat umstellen, auch wenn ich diesen Modus für absolut widersinnig halte.
Das 1/4-Zoll-Gewinde an der Unterseite ist wirklich Gold wert!

Die Halterung ist absolut bombenfest, nur mit externen Mikrofonen kann es Probleme geben, vor allem bei iPhones.

Jeder Flugsimulator-Freak sollte ohne Schwierigkeiten mit den Kontrollen klarkommen. Und jeder andere auch ;) 

Die Einrichtung ist einfach und einleuchtend. Zuerst wird das Smartphone, in meinem Fall ein iPhone 6s, in der Halterung eingespannt. Danach muss das Smartphone in der Halterung ausbalanciert werden. Dies macht den Job für die Elektromotoren einfacher, und reduziert den Batterieverbrauch. Beim ersten mal mag dies etwas mühsam erscheinen, man bekommt aber recht schnell Übung darin. Erst danach wird der Gimbal eingeschaltet. Die Kopplung mit dem Smartphone erfolgt per Bluetooth, und die weitere Einrichtung erfolgt über die DJI GO App. Wichtiger Hinweis in dem Zusammenhang. Trotz des ähnlich klingenden Namens ist diese App nicht identisch mit der DJI GO 4 App, die für die modernen DJI-Drohnen, wie die Spark, oder die Mavic-Serie benötigt wird. Fragt mich nicht nach dem Hintergrund, ich verstehe es selbst nicht. Abgesehen von der Einrichtung wird diese App jedoch nicht zwingend benötigt, unter iOS lässt sich auch die normale Kamera-App benutzen. Was die DJI-App jedoch bietet sind diverse spezielle Aufnahmemodi, wie Zeitraffer, Motionlapse, oder Hyperlapse. Diese können gerade bei Smartphones mit geringerem Speicher schnell dazu führen, dass eben jener Speicher schneller dicht ist als ein Ire bei einem Pub Crawl, also aufpassen.
Aber genug mit dem theoretischen Gesülze. Wie macht sich die Kiste im Einsatz? Nun, man muss sich etwas umgewöhnen. Mit dem DJI Osmo Mobile 2 zu drehen ist etwas ganz anderes, als frei Hand, oder mit einem Stativ zu arbeiten. Man gewöhnt sich aber schnell dran. Der Gimbal selbst liegt gut in der Hand, die Schalter am Handgriff lassen sich alle bequem erreichen, und auch die verschiedenen Modi und Einstellungen in der App sind alle recht logisch aufgebaut. Gerade Motionlapse-Aufnahmen sind extrem einfach. Wie schon bei den Drohnen von DJI bietet auch der Osmo Mobile 2 die Möglichkeit, Objekte oder Personen zu tracken, während man sich mit dem Gimbal um sie herum bewegt, was für wunderbar dynamische Aufnahmen sorgen kann, wenn man das ganze vernünftig angeht. Neben den Aufnahmen unten habe ich auch bereits meinen kompletten vLog über Cork Pride 2018 mit dem Osmo Mobile 2 gedreht.



Stichwort gehen: Man sollte auf jeden Fall üben, möglichst ruhig zu gehen, da der Gimbal zwar gut darin ist, Gehbewegungen auszugleichen, jedoch nicht alles erwischt. Gerade bei Zeitrafferaufnahmen kann so schnell ein Zittern entstehen, dass sich durch die ganze Aufnahme zieht. Und wo wir schon beim Thema sind, mir ist in einigen Videoaufnahmen generell ein leichtes Zittern aufgefallen, was vermutlich durch einen Konflikt zwischen dem Gimbal und dem elektronischen Bildstabilisator bei meinem iPhone 6s hervorgerufen wird. Es ist nicht dramatisch, und gerade bei dynamischen Aufnahmen, Tracking-Aufnahmen, oder ähnlichem sollte es kaum auffallen. Besitzer von Smartphones mit optischer Bildstabilisierung, wie z.B. Dem iPhone 7 oder dem iPhone X, könnten jedoch deutlich größere Schwierigkeiten haben. Inwieweit Android-Smartphones von derartigen Problemen betroffen sind, kann ich jedoch nicht sagen, da mir in dem Bereich jegliche Erfahrungswerte fehlen.
Auf der AUsome-Konferenz 2019 in Cork hatte mein Osmo Mobile 2 seinen ersten wirklich großen Einsatz.

Eine Sache, die mir auf jeden Fall aufgefallen ist, ist der Batterieverbrauch, genauer gesagt der Batteriverbrauch meines iPhone. Dieser steigt bei der Nutzung der DJI GO App in astronomische Höhen, gerade bei Motionlapse-Aufnahmen, die mittlerweile zu meinen Favoriten gehören. Man könnte jetzt meinen, dass dies ja kein Problem ist, da der 2600-mAh-Akku ja gleichzeitig dazu genutzt werden kann, um ein iPhone zu laden, auch wenn sich die Batterielaufzeit bei dieser Nutzung von 15 auf 4-5 Stunden reduziert. Die Smartphone-Halterung des Osmo Mobile 2 ist jedoch so ausgelegt, dass die Smartphones mit der Unterseite direkt an eines der Gelenke stößt. Zugegeben, die Halterung fixiert ein Smartphone, zumindest ein kleineres, wie das iPhone 6s, derart fest, dass man es auch etwas rausschieben kann, um das Ladekabel einzustecken, aber optimal ist diese Lösung definitiv nicht. Gleiches gilt für alle Smartphones, die ihre USB-, Lightning-, oder Kopfhöreranschlüsse an der Unterseite haben, so dass auch das anschließen von externen Mikrofonen problematisch ist. Hier hätte ich mir gewünscht, dass DJI etwas mehr Kreativität walten lässt. Dies alles sind für mich aber keine gravierenden Probleme, sondern eher Besonderheiten, die man mit etwas Kreativität umschiffen kann, auch wenn das Geschrei in den Kundenrezensionen auf der Deutschen Amazon-Seite für den Osmo Mobile 2 etwas anderes vermuten lässt. Man darf halt keine Michael-Bay’schen Kamerafahrten erwarten.
Warum hab ich mir das Ding denn jetzt überhaupt gekauft? Oder wofür ist es generell geeignet? Nun, zuallererst ist es für Leute gedacht, die selbst Content auf YouTube und ähnlichen Plattformen produzieren wollen, also vor allem für Creatives, wie man das so schön auf Englisch sagt. Wer seinen Videos einen gewissen professionelleren Touch geben will, zum Beispiel unterwegs, oder generell ein paar ungewöhnlichere Kamerafahrten, Blickwinkel, etc. produzieren möchte, der ist mit dem DJI Osmo Mobile 2 auf jeden Fall gut bedient. Außerdem mag ich derartige Spielereien einfach. 
Wer also etwas größere Ambitionen hat, als einfach nur in eine Webcam zu sprechen, der sollte sich diesen Gimbal definitiv anschauen. Nicht zuletzt, weil der Preis für den Osmo Mobile 2 mit 149€ durchaus vertretbar ist, und die meisten Menschen heutzutage eh schon ein Smartphone mit einer zumindest brauchbaren Kamera besitzen. Etwas Übung ist schon erforderlich, um gute Aufnahmen hinzubekommen, und wie bereits erwähnt, sollten Besitzer von Smartphones mit optischer Bildstabilisierung Vorsicht walten lassen, und das Ding wenn möglich erst einmal testen. Wer sich dessen bewusst ist, für den kann der Osmo Mobile 2 auf jeden Fall ein recht effektives Werkzeug werden.

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