Neuer Wein in alten Schläuchen - Mid Life Upgrade für mein Aspire One

Es ist eine der bleibenden Erinnerungen meiner Kindheit und Jugend. Wenn mein Vater ,einen Haufen Disketten und später auch CDs unter den Arm, im Computerzimmer verschwand, bedeutete das meistens Nachtschichten, jede Menge Gefluche und einen extrem gereizten Vater. Er war dann dabei ein neues Betriebssystem auf seinem PC zu installieren. Für mich bedeutete das meist das Radio laute aufzudrehen um die Flüche zu übertönen. 
Nun, so scheint es, hat sich der Kreis geschlossen. Nach fast zwei Jahren zeigte mein Netbook, das Acer Aspire One 110L, deutliche Alterserscheinungen. Sowohl Firefox mit Version 2.6, als auch Open Office mit Version 2.3 waren hoffnungslos überaltert. Hinzu kamen ein Bug bei dem sich Firefox nach zwanzig Minuten schloss und mangelnder Speicherplatz. Es war an der Zeit das veraltete Linpus Lite durch ein neues Betriebssystem zu ersetzen.
Nun ergab sich die Frage welche Software zum Einsatz kommen Sollte. Windows XP, oder gar Windows 7 kamen aufgrund der geringen Festplattenkapazität von 8 GB und des geringen Arbeitsspeichers von 512 MB RAM nicht in Frage. Ein Neukauf nach nur zwei Jahren erschien mir als Verschwendung, also blieb nur eine Linux-Distribution. Die Wahl fiel auf Ubuntu. Zuerst probierte ich Version 8.10 Intrepid Ibex. Nach einer mehrstündigen Installationsorgie gingen mir die Augen über. So schnell und gut aussehend konnte Linux also sein. Nur ein Problem gab es: ich konnte ums verrecken kein WLAN zum laufen bekommen. 

[ZENSIERT!!!]


Nun ja, morgen ist auch noch ein Tag. 


Am nächsten Tag ging es nach Feierabend weiter. Ubuntu 9.04 "Jaunty Jackalope" stand bereits in der Update-Anwendung zur Verfügung. Nach weiteren Vier Stunden war es dann vollbracht. Ubuntu 9.04 lief einwandfrei. Nur ein Problem tauchte erneut auf: Kein WLAN!!!!!


[WÜSTE FLÜCHE!!!!]


Nach einer weiteren Stunde Änderungen im Terminal und diversen Neustarts funktioniert auch das WLAN wieder. Dem Aspire One ist neues Leben eingehaucht worden. Wie aber schlägt sich das neue Betriebssystem in der Praxis? 




Du kommst hier net rein! - Der Login-Bildschirm von Ubuntu 9.04

Nun, erstaunlich gut. Die Bootzeit ist zwar etwas gestiegen, aber mit gestoppten 30 Sekunden bis zum Login-Screen liegt sie immer noch nicht schlecht. Stichwort Login-Bildschirm. Das ist einer der großen Unterschiede zum alten Linpus-OS. Dort war man direkt durchgereicht worden. Ach ja, und gut aussehen tut er auch. Nach der Anmeldung wird der eigentliche Desktop geladen. Und der braucht sich vor den etablierten Systemen Windows oder MacOS nicht verstecken.


So sieht ein Netbook wirklich gut aus - Der Desktop von Ubuntu 9.04

Das Layout unterscheidet sich deutlich von dem des Marktführers aus Redmond. Anstatt unten sind sämtliche Wichtigen Menüs und Icons am oberen Bildschirmrand angebracht worden. Dies mag für den einen oder anderen Umsteiger ungewohnt sein, geht jedoch schnell in Fleisch und Blut über. Und gerade auf einem Kleinen Bildschirm bleibt so am unteren Rand mehr Platz für laufende Programme.


Alle Anwendungen auf einen Blick


Auch alle Speicherorte sind auf einen Blick griffbereit.

Die mitgelieferte Softwarepalette kann sich sehen lassen. Firefox ist mit der Version 3.6 in einer aktuellen Version verfügbar, und auch Open Office ist mit Version 3.0 erheblich aktueller als in der Stammaustattung meines Netbooks. GIMP als Grafikbearbeitung ist von Haus aus mit dabei, ebenso der Instant-Messaging Client Pidgin und sogar ein BitTorrent-Client. Besonders praktisch: Eine Software zum erstellen von bootfähigen USB-Sticks und eine dezidierte Anwendung zum erstellen von Screenshots ist auch mit dabei.


 Das ist ja mal Inter-net(t) - Firefox 3.6.11 ist standardmäßig dabei


Word up - und nicht nur Word. Die ganze Palette von Open Office 3.0 ist standardmäßig implementiert. Wer braucht da noch Microsoft?

Auch an Unterhaltung ist gedacht. Video-, und Audioplayer, Audio-Recorder und eine CD/DVD-Brenn Software sind out of the box mit dabei. Leider konnte ich keine DVD von meinem externen Laufwerk abspielen. Es erschien die Meldung das ein Plugin namens DVD Soruce fehlen würde. Dieses konnte jedoch nicht nachinstalliert werden. Aber auch da werde ich noch eine Lösung finden.
Bei den Spielen trauten meine Augen ihren Augen nicht mehr. Die Auswahl war in der Tat beeindruckend. Patiencen, Tetris-Klone, für jeden Geschmack ist was dabei. Natürlich hauptsächlich einfachere Sachen, aber in den Ubuntu-Repositories schlummern noch diverse komplexere Programme, sogar ein Freeware-Klon meines liebsten Kindheitsspiels Privateer. Vielleicht ist das ja sogar ein eigenes Review wert, wer weiß?


Keine Angst, der will nur spielen - Und für solche Leute ist gesorgt.

Performancemäßig gibt sich Ubuntu keine Blöße auf meinem System, und das obwohl ich die Volle Version, und nicht den Netbook Remix installiert habe. Obwohl ich die Grafik-Effekte auf Maximum gesetzt habe, kommt mein Netbook nicht bzw, kaum ins Stocken. Das ist etwas wovon ich zum Schluss bei meinem alten System nur träumen konnte. Auch merkt man das die Entwickler an diverse Kleinigkeiten gedacht haben die die Bedienung einfacher machen. Auch wenn es einiges an Arbeit gekostet hat die WLAN-Funktion zum laufen zu bekommen, und die Status-LED für selbige anscheinend einen Gleitzeitvertrag hat (Sie funktioniert wann sie will), so habe ich den Wechsel nicht bereut. 
Aber das Midlife Upgrade ist noch nicht abgeschlossen. So stehen noch ein Ersatz des Akkus, der kaum noch mehr als eine Stunde hält, sowie der SDHC-Karte als Speichererweiterung an. Trotzdem hat die Frischzellenkur bereits Wirkung gezeigt. Zwei Weitere Jahre sind mit diesem System locker drin. Zum Schluß noch einige Screenshots.


Drahtlos ratlos - Die WLAN-Funktion hat sich zuerst gesträubt wie die FDP beim Mindestlohn. Nun läuft sie aber einwandfrei.


Start-Stop-Automatik nach Linux-Art - Ubuntu 9.04 gibt einem eine 60 Sekunden lange Denkfrist, um sich zu überlegen ob man wirklich runterfahren will.

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