Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Es ist nun schon deutlich mehr als eineinhalb Jahre her, das ich Hals über Kopf nach Irland aufgebrochen bin. In dieser Zeit ist Cork für mich zu einem Zuhause geworden. Die Stadt, mit all ihren Macken und Spleens, ihren bröckelnden Fassaden und versteckten Juwelen, mit ihrem fast brachliegenden Hafen und geschäftigen Zentrum ist weiss Gott nicht etwas für jedermann. Das Stadtbild ist nicht wirklich berauschend, und auch der Zustand diverser Häuser könnte besser sein. Wer sich aber darauf einlässt, der entdeckt beinahe an jeder Ecke Überraschungen, und das eine oder andere Schmuckstück. Aber was rede ich viel. Bei Youtube bin ich über ein Video gestolpert, das dies erheblich besser zeigen kann als ich. Kleine Vorwarnung: Das Video enthält auch das Motorgeräusch der eingesetzten Kameradrohne, also dreht den Ton besser ab. Das Video wurde offenbar mit neuer Tonspur neu hochgeladen. Daher gilt: Auflösung auf 1080p HD umstellen, und geniessen:


Der Flug führt vom Park am Richmond Hill zuerst über die Lady's-Well-Brauerei zum Stadtteil Shandon, mit dem Shandon Bell Tower, und dem kreisrunden Firkin Crane, einem Kulturzentum das früher Zentrum des Butterhandels in Cork war. Danach geht es entlang des River Lee zur St. Patrick Street. Der geschwungene Verlauf der Strasse folgt einem Flusslauf, der nach wie vor unter ihr verläuft. Daraufhin geht es über den Cornmarket Square mit seinen charakteristischen langen ehemaligen Lagerhäusern (und dem zu drei Vierteln leer stehenden Cornmarket Centre) zur North Main Street, dem Mittelalterlichen Herz von Cork. Von der St. Francis Church mit ihren drei byzantinisch anmutenden Kupferkuppeln geht es dann über den High Court und das Partyviertel um Washington Street und Hanover Street zum Südarm des River Lee. Links des Flusses, der hier zwei scharfe Wendungen nimmt, sieht man ein altes Industriegelände. Dies war bis 2011 Standort der Corker Traditionsbrauerei Beamish & Crawford. Sofern das Budget genehmigt wird, wird dort in den nächsten Jahren der Hotel-, und Veranstaltungskomplex Brewery Quarter hochgezogen, der für eine Stadt von der Bedeutung Corks eigentlich schon längst überfällig ist.
Jenseits des Flusses stehen die Rampen und Scharten des Elizabeth Fort, einer alten Befestigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, die errichtet wurde, um die alte Stadt Cork sowohl zu sichern, als auch unter Kontrolle zu behalten. Immerhin kommt der Ruf der Leesider als Rebellen aus dieser Zeit. Die Kalksteinklippe auf der das Fort errichtet wurde ist der einzige historisch nachgewiesene Steinbruch in Irland aus dem 17. Jahrhundert. Der Flug dreht jetzt nach Westen ab, in Richtung der St. Fin Barre's Cathedral. Der heutige Standort der Kathedrale markiert der Überlieferung nach die Position der Klosteranlage des Heiligen Finbar, welche als Geburtsort der Stadt Cork gilt. Danach geht es über den River Lee und die Washington Street wieder zurück in die Innenstadt, zur Grand Parade. Diese breite Prachtstrasse war bis ins 18 Jahrhundert der östliche Stadtrand von Cork, und ein Wasserlauf, der als Hafenbecken verwendet wurde. Das Gebiet östlich der Grand Parade mit seinen rechtwinkligen Strassen südlich der Patrick Street entstand im 18. Jahrhundert im Rahmen eines gross angelegten Landgewinnungsprogramms. Dies sollte die komplett überlastete Altstadt entlang der North Main Street entlasten, und Cork weiterhin als Handelsplatz attraktiv machen.
Von dieser Neuentwicklung geht es zurück zur Patrick Street und zum Nordarm des River Lee, dem wir dann nach Westen folgen, bis fast zum Mercy Hospital und den Parkanlagen am Mardyke Walk. Ach ja, und bis zu einem meiner Lieblingspubs, dem Franciscan Well. Von dort aus geht es über Shandon zur St. Mary & St Anne's Cathedral, der Römisch-Katholischen Hauptkirche von Cork. Die silbernen Tanks dahinter gehören übrigens schon wieder zur Lady's-Well-Brauerei, dem aktuellen Hauptsitz von Heineken in Irland. Ach ja, Beamish und Crawford, die zur gleichen Gruppe gehören, werden dort ebenfalls gebraut. Der Flug geht weiter nach Norden in den Stadtteil Blackpool. Auch wenn dieser über einige sehr attraktive neue Wohnkomplexe und das sehr gut ausgebaute Blackpool Shopping Center verfügt, so ist die Gegend trotzdem noch eines der Problemviertel von Cork. Damit ist der Rundflug auch schon zu Ende, und es geht zurück zum Startplatz auf dem Richmond Hill.
Die Aufnahmen sind ziemlich aktuell, maximal ein bis zwei Wochen alt. Ich hoffe, das ihr mit diesem Video, das logischerweise nicht von mir stammt, einen kleinen Eindruck der Stadt gewinnen konntet

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