Ein Fünfstündiger Aufenthalt in Amsterdam Schiphol, eine prall gefüllte Prepaid-MasterCard mit meinem Weihnachtsbonus, und alle Geschäfte im Abflugbereich von Schiphol zu meiner Verfügung. Das, meine Damen und Herren, ist in meinen Augen ein perfekter Sturm. Ein perfekter Sturm für das Guthaben auf der MasterCard, um genau zu sein. Die wirklich interessanten Sachen, wie eine Parrot Bebop 2, oder eine DJI Mavic Pro, waren zwar nach wie vor außerhalb meiner finanziellen Reichweite, aber auch so gab es genug interessante Möglichkeiten, den Weihnachtsbonus "sinnvoll" auszugeben. Eine dieser Möglichkeiten war bereits 2013 in mein Fadenkreuz geraten, als ich noch als Telefon-Supporter bei Apple tätig war. Es handelt sich dabei um die Personal Weather Station vom französischen Hersteller Netatmo. Diese war es dann auch, die ihren Platz in einer prall gefüllten Einkaufstasche fand. Als ich dann aber schließlich zuhause in Cork war, gab es nur noch einen Gedanken in meinem Hirn. Schlaf! Der Aufbau und die Inbetriebnahme würden bis morgen warten müssen.
|
Photos: Masaki Okumura and Marion Leflour
|
Am nächsten Tag war es dann soweit. Nach einer Dosis Kaffee nahm ich mir die Schachtel vor. Der Inhalt gestaltete sich recht übersichtlich. Neben der Wetterstation, einem Aluminiumzylinder mit einer Kunststoffbasis, und einem länglichen "Fenster" in der Front befand sich noch ein Außensensor samt Befestigungszubehör, sowie ein Netzteil mitsamt Ladekabel in der Packung. Viel ist das nicht, aber es reicht aus. Die Inbetriebnahme war im Endeffekt ganz einfach. Basisstation einstecken, mit dem Smartphone verbinden, und alle weiteren Schritte übernimmt die Netatmo App, die das eigentliche Kernstück des Systems ist. Dann noch den Außensensor in Betrieb nehmen, und am Einsatzort unterbringen, und das war's. Neben einem Dübel und einer Schraube für die Wandmontage befindet sich auch noch ein Klettband in der Packung, mit der man den Sensor an dünnen Pfeilern, etc. unterbringen kann. Dies war in meinem Fall Gold wert, da die einzige Unterbringungsmöglichkeit einer der Pfosten meines "Balkon"-Geländers war. Es gibt übrigens neben dem Außensensor auch noch weiteres Zubehör, das man aber separat kaufen muss. Dazu zählen weitere Innensensoren, sowie Regen-, und Windmesser. Bei mir bleibt es aber erst einmal beim Standardsetup.
|
Photos: Masaki Okumura and Marion Leflour
|
|
Als einer der wenigen Anbieter stellt Netatmo auch eine App für Windows Phone an. Photos: Masaki Okumura and Marion Leflour |
|
Auch Android-Geräte, z.B. nicht explodierende Samsung-Smartphones, werden versorgt. Photos: Masaki Okumura and Marion Leflour |
|
Ich bleib da doch lieber bei der iOS-App. Photos: Masaki Okumura and Marion Leflour |
|
Zusätzlich zur Basisstation bietet Netatmo auch weitere Innensensoren, sowie Wind-, und Niederschlagsmesser an. Photos: Masaki Okumura and Marion Leflour |
Den Rest der Arbeit übernimmt die App von Netatmo. Man kann zwar durch tippen auf die Oberseite der Basistation eine Kurzübersicht über die Bedingungen in der eigenen Wohnung bekommen, und zwar in Form eines farbigen Lichts in diesem länglichen Fenster, das ich vor im letzten Absatz erwähnt hatte, abgesehen davon dient die Hardware aber hauptsächlich als Sensor. Was die App angeht, muss ich Netatmo hoch anrechnen, dass sie auch eine App für Windows Phone anbieten, was leider alles andere als selbstverständlich ist. Bei mir bleibt es aber trotzdem bei der iOS-App, wobei es da wiederum getrennte Apps für iPhone/iPod touch (kennt den noch jemand?) und iPad gibt. Leider ist auch dies kein Standard, obwohl es in meinen Augen so sein sollte. Die Einrichtung ist eigentlich ganz einfach. App herunterladen, sich registrieren, dann die Basisstation einstecken, mit dem Smartphone oder Tablet pairen, und den Rest übernimmt dann wiederum die App. Bei der Außenstation ist es ganz ähnlich. Außengehäuse öffnen, den eigentlichen Sensor herausnehmen und aufschrauben, Batterien einsetzen, das ganze wieder zusammensetzen, und warten bis der Sensor drei mal grün blinkt. Dann kann man ihn auch schon wieder an seinen Standort hängen. Dieser Standort sollte vor direkter Sonneneinstrahlung, und vor Regen geschützt sein.
|
Auf dem Hauptbildschirm der iPad-App hat man alle Daten, die von der Station erfasst werde, auf einen Blick. |
|
Die iPhone-App liefert die gleichen Daten, wirkt nur etwas "beengt", zumindest auf meinem treuen iPhone 5s. |
Ich hatte die App ja schon angesprochen. Sie ist, da die Wetterstation ja kein Display hat, der Dreh-, und Angelpunkt des ganzen Netatmo-Systems. Und was soll ich sagen, die Daten, die einem die App zur Verfügung stellt, sind beeindruckend. Alle Standardwerte werden selbstverständlich angezeigt, also Außen-, und Innentemperatur, Luftfeuchtigkeit sowohl in der Wohnung als auch draußen, und Luftdruck. Zusätzlich erfasst der Innensensor auch noch die CO2-Dichte in der Luft, sowie die Umgebungslautstärke. Gerade der CO2-Wert ist ein recht guter Indikator dafür, wann man mal wieder durchlüften sollte. Die Wetterstation warnt einen, bevor die Konzentration für Menschen gefährliche Werte erreicht. Diese ganzen Daten werden übrigens nicht nur angezeigt, sondern auch auf den Netatmo-Servern gespeichert. Das ist auch der Grund, warum die Registrierung zu Beginn des Installationsprozesses erforderlich ist. So hat man auch gleich eine Aufzeichnung der Wetterdaten, etwas was die meisten “Consumer”-Wetterstationen nicht leisten können.
Wenn die Wetterstation die Verbindung zu den Servern aufrecht erhalten kann. Am Mittwoch, nach gerade mal 36 Stunden Betrieb, verlor meine Station die Verbindung zu den Netatmo-Servern und allen mobilen Apps. Neustarts der Wetterstation und verschiedene Versuche, die Login-Daten für mein WLAN in der Station zu aktualisieren schlugen allesamt fehl. Eine komplette Neuinstallation der Station blieb ebenso erfolglos. Erst als ich die Wetterstation über USB mit meinem MacBook verbunden, und die Installation über Kabel durchgeführt habe, konnte die Station sich wieder mit dem Netzwerk verbinden. Ein ähnlicher Zwischenfall ereignete sich in der Nacht von Freitag auf Samstag, wobei es dort eher nach einem Netzwerkproblem aussah. Ich werde die Situation im Auge behalten, sollte sich die Situation aber nicht dauerhaft stabilisieren, könnte dies zu einem ernsten Problem werden. Immerhin hat die Station, zumindest beim 2. Ausfall, weiter Daten aufgezeichnet, und diese danach gesammelt übertragen.
Bleiben wir doch gleich bei den positiven Sachen. Da reiht sich nämlich die Wetterkarte von Netatmo nahtlos ein. Auf dieser werden nämlich alle anderen Netatmo-Wetterstationen angezeigt, zumindest die, deren Daten freigegeben wurden. So hat man Zugriff auf ein Stationsnetz, das komplett unabhängig von kommerziellen oder staatlichen Wetterdiensten ist, und vor allem Daten im 10-Minuten-Abstand liefert, und nicht einmal die Stunde, wie die bereits erwähnten Systeme der staatlichen und kommerziellen Platzhirsche. So kann man Kalt-, und Warmfronten, ebenso wie Regengebiete und Sturmfelder ganz einfach verfolgen. Sofern das Stationsnetz eng genug ist. Auch Unterschiede im Mikroklima verschiedener Regionen werden dargestellt.
|
Zugriff auf ein eigenes Stationsnetzwerk zu haben, hat schon so seine Vorteile. |
|
Die Netatmo-App bietet auch eine eigene Wettervorhersagefunktion. |
Wie sieht’s denn mit der Genauigkeit aus? Nun, mir fehlt ein Vergleichsgerät, da meine alte Wetterstation ein vor einem Jahr den Dienst endgültig quittiert hat, aber bis dato weichen die Daten kaum von denen ab, die ich erwartet hatte. Es gibt natürlich Abweichungen zu den Daten der offiziellen Wetterstation von Met Éireann, aber im großen und ganzen wirken die Daten nachvollziehbar und korrekt. Allerdings gab es bis dato auch noch keine dramatischen Wetterereignisse, bei der ich die Station hätte auf Herz und Nieren testen können.
Es gibt auch einige Nachteile, auf die ich jetzt zu sprechen kommen will. Diese sind in den meisten Fällen recht klein, sollten aber erwähnt werden. Der erste wäre die Exportfunktion, oder der Mangel ebenjener Funktion. Schön und gut, die Web App, auf die man von einem PC oder Mac aus zugreift, bietet einem die Möglichkeit, Messdaten als .csv-Datei zu exportieren, aber wieso ist diese Möglichkeit nicht zumindest in den Tablet-Apps gegeben? Viele Leute haben mittlerweile ihre Notebooks zugunsten leistungsfähiger Tablets wie des iPad Pro ausgemustert, und sitzen dann auf dem trockenen.
|
Ich werde mit Sicherheit nicht alle Aufzeichnungen kommentieren. Allerdings ist allein die Verfügbarkeit derartiger Daten schon ein Riesenvorteil. Über das PC-Portal von Netatmo kann man diese Daten auch herunterladen. |
Der nächste Punkt betrifft vor allem iOS-Nutzer, mich würde aber interessieren, ob es im Android-Lager ähnliche Integrationsprobleme gibt. Es geht um die Integration mit anderen Geräten, und Diensten, von Apple. Warum z.B. gibt es bei der iPhone App keine separate App für die Apple Watch? Wenn man schon derart personalisierte Wetterdaten bekommt, wäre das doch der logische nächste Schritt. Warum ist Apple’s “Zentrale” für das vernetzte zuhause, das Apple TV, nicht mit einer dezidierten Netatmo-App versorgt? Und vor allem, und dies ist in meinen Augen das gravierendste Problem, warum zum Henker gibt es keine HomeKit-Integration? Netatmo präsentiert sich als Premium-Marke, da ist es für mich unverständlich, warum man keine Kompatibilität mit gewissen Industriestandards sicherstellt. Dies ist erst recht ärgerlich wenn man bedenkt, dass Netatmo von Anfang an mit seiner Kompatibilität mit Apple geworben hat.
Das bringt mich dann auch schon zum nächsten Punkt: Ist die Station ihr Geld wert? Nun, ich hab ja nicht wirklich mein eigenes Geld dafür ausgegeben, insofern kann ich die Sache ganz entspannt angehen. Aber mal ernsthaft, bis dato wirken die Daten, die von der Netatmo-Wetterstation geliefert werden, recht genau, und die Verfügbarkeit ist, sofern die Station die Verbindung zum Netz und den Servern von Netatmo halten kann, einwandfrei. Nun ist nicht jeder ein Wetterfreak, und wenn man nur eine Temperaturanzeige, sowie einen Luftdruckindikator braucht, um zu wissen ob eventuell mieses Wetter auf dem Weg ist, dann wäre vielleicht eine einfache Station von Lidl etc. eine bessere Wahl. Wer aber detaillierte und verlässliche Daten, sowie eine permanente Aufzeichnung dieser Daten sucht, der sollte die Netatmo Personal Weather Station definitiv in die engere Wahl nehmen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen