Testbericht Bang & Olufsen Beoplay A1 - Tonale Tellermine?

Tellermine. Puck. Ufo, Konserve. Meine neueste Errungenschaft hat schon einige interessante Spitznamen sammeln können, und wenn man sich die Kiste (oder Dose?) das erste mal anschaut, dann kann man diese Namen schon durchaus verstehen. Mir gefällt das Ding trotzdem, aber gehen wir mal Schritt für Schritt vor. Was ist das für ein Ding, warum hab ich es mir überhaupt gekauft?
Das hier war der Auslöser
Nun, es fing vor einigen Monaten in Dubai an. Scheiße, klingt das großkotzig! Ich war für ein paar Tage der irischen Kälte entfleucht, und war gefühlt im Film Blade Runner gelandet. Der Blick vom Zimmer meines Hotels war atemberaubend, nur fehlte irgend etwas, um die Atmosphäre perfekt zu machen, etwas Musik, so z.B. der Soundtrack zu Blade Runner. Die Boxen meines MacBook Air waren, obwohl eigentlich sehr gut, dafür einfach zu schwach. Fast zwei Monate später, an Bord der SS Rotterdam in, nun ja, Rotterdam, ging es mir genau so, nur dass dieses Schiff musikalisch eher ein Fall für Dave Brubeck, Miles Davis, oder ähnliche war.
Was also tun? Klar, ein Reiselautsprecher musste her, vor allem, da ich ja in den nächsten Jahren einiges an Reisen vorhabe. Neuengland, Island, Hurtigruten, und nach Österreich will ich auch mal wieder. Aber welchen nur nehmen? Beats? auf keinen Fall!!! Bose? Nun ja, meine Meinung über diese Marke hab ich ja schon in meinem Testbericht zum Beoplay H8 kundgetan. Also führte mich mein Weg wieder zu einer gewissen Lautsprecherschmiede aus Dänemark. Warum? Nun, ich war ja schon vor einigen Monaten der Firma Bang & Olufsen verfallen, und liebe deren H8 Kopfhörer nach wie vor heiß und innig. Neben deren genialen Kopfhörern bietet Bang & Olufsen unter deren “Consumer”-Marke Beoplay auch eine Reihe von Lautsprechern an. Dabei reicht die Spanne vom A1, der bei verschiedenen Händlern schon für unter 200€ zu haben ist, wenn man nicht gerade in Irland lebt, bis hin zum A9 Zimmerlautsprecher, der für knapp 2200€ zu haben ist.
Gerade der A1 hat es mir irgendwie angetan gehabt. Im Gegensatz zum Beolit 15, oder zum A2 war er schön kompakt, und vor allem auch bezahlbar. Die Tatsache, dass er einiges einstecken kann, hilft natürlich noch zusätzlich. Allerdings dauerte es noch etwas, bis ich mich dazu durchringen konnte, diesen Lautsprecher endlich zu kaufen. Nicht zuletzt musste ich auch noch zwei hier nicht näher genannte Verwandte in Speyer davon überzeugen, mich nicht gleich zu erschlagen, wenn ich mit dem Teil ankomme. Schlussendlich habe ich mich dann für einen A1 aus der Herbst/Winter-Kollektion 2016/2017 entschieden, im Farbton Deep Red. Hey, wir reden hier von Bang & Olufsen, da kann man sich solche Sperenzchen schon mal erlauben.
Da ist er endlich
Nach einer Woche, in der meine Bestellung im Bermudadreieck der Amazon-Logistik verschwunden war, und einem etwas enttäuschenden Kontakt mit dem Kundendienst bei Amazon, konnte ich den Lautsprecher dann am Dienstag, dem letzten Tag vor meinem Weihnachtsurlaub, schlussendlich doch noch aus der Poststelle in der Firma abholen. Die meisten Fotos stammen dann auch von meinem Schreibtisch bei VMware. Irgendwie passend, hatte ich doch bei der Bestellung dieses Lautsprechers einen Amazon-Gutschein eingelöst, den ich in der Firma gewonnen hatte. 
Die Verpackung ist, für B&O Play typisch, eher schlicht gehalten. Der Lautsprecher nimmt, schön zentral untergebracht, den Ehrenplatz ein, wie es sich gehört. Nicht dass es viel geben würde, dass ihm den Platz streitig machen könnte. Ein kleines Heftchen als Schnellanleitung und ein USB-Ladekabel sind noch mit drin, das war’s. Etwas kleinlich in meinen Augen. Ein Karabiner zum anklippen an einen Rucksack, oder eine kleine Tragetasche hätten da durchaus noch drin sein können, aber das erschien den Jungs von Bang & Olufsen wohl etwas zu viel des guten.
Sieht edel aus in meinen Augen...
Viel ist nicht drin. Meiner Meinung nach schon etwas zu knausrig für eine derartige Premium-Marke.
Aber nun zum Lautsprecher selbst: Dieser ist eigentlich schon fast auf’s wesentliche konzentriert. Das Gehäuse ist kreisrund, hat einen Durchmesser von 13,3 Zentimetern, und ist 4,8 Zentimeter hoch. Die oberen zwei Drittel bestehen aus Aluminium, während das untere Drittel aus Kunststoff ist. Das ganze wirkt verdammt hochwertig, und durch das hohe Eigengewicht von 600 Gramm auch ziemlich stabil, und man sagt ja immer, dass man bei Lautsprechern ein hohes Eigengewicht ein Indiz für die Gesamtqualität ist. Diese stimmt in meinen Augen beim Beoplay A1 absolut. Er wirkt einfach edel. Und das, obwohl er für den Außeneinsatz entworfen wurde, und stoß-, staub-, und spritzwasserfest ist.
Von der Seite sieht man schön die zwei verschiedenen Materialien. Was man weniger gut  sieht, sind die Bedienelemente. Und das betrifft leider nicht nur Fotos.
Der Audio-Eingang, und der USB-C-Anschluss sind die einzigen sofort offensichtlichen Komponenten des A1.
Das liegt auch daran, dass praktisch keine Bedienelemente zu sehen sind. Die Schalter, die es gibt, sind allesamt in die Polymerbasis integriert, und nur durch dezent gehaltene Piktogramme zu erkennen. Das macht das “blinde” einschalten andererseits auch etwas schwierig, vor allem, da der Druckpunkt der Tasten ziemlich schwammig ist. Hier wäre z.B. ein LED Backlight für die Tasten empfehlenswert gewesen. Dies ist allerdings nur ein kleiner Kritikpunkt. Ansonsten gibt es zur Außenseite nicht viel zu sagen. Es gibt noch einen Anschluss für ein Audiokabel, sowie einen Ladeanschluss, und einen ledernen Trageriemen. und das war’s dann. Aufpassen, der Ladeanschluss am Lautsprecher ist ein USB-C-Anschluss wie bei den modernen MacBooks, ihr könnt also nicht das Ladekabel eines H7, H8 oder H9 von B&O Play nehmen, falls ihr solche Kopfhörer euer eigen nennt. Der Lederriemen wiederum ist verdammt praktisch, wenn ihr den Lautsprecher außen an einem Wanderrucksack befestigen, oder in einem Hotelzimmer an die Wand hängen wollt. Die fest verbaute Batterie soll bis zu 24 Stunden ununterbrochene Musikwiedergabe ermöglichen. Ich konnte dies bis dato aber noch nicht überprüfen.
Hier sieht man auch den Ledernen Tragriemen des A1. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dieser praktisch sein kann.
Außer dem Logo gibt's auf der Unterseite praktisch nix.
Jetzt aber genug mit dem Rumgesülze, wie ist der Klang bei dem Ding? Nun, was soll ich sagen, er haut einen um. Satt, bassstark, ohne dabei die Mitten zu übertönen, und auch die Höhen sind kristallklar und kraftvoll, ohne dabei verzerrt oder übertrieben spitz zu klingen. Dieser kleine Lautsprecher steckt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diverse kompakte Stereosysteme in die Tasche, die als Hauptmusiksystem genutzt werden. Okay, bei maximaler Lautstärke gibt der Bass etwas nach, aber das lässt sich in meinen Augen verzeihen, nicht zuletzt, da ich diese Lautsprecher bei mir in der Wohnung gar nicht auf die Maximale Lautstärke drehen KANN, ohne Ärger mit den Nachbarn zu bekommen. Ich gehe stark da von aus, dass jene pathologischen Audiophilen, die ihre Lautsprecherkabel nach den Mondphasen verlegen, damit die Kupferatome in den Kabeln auch korrekt ausgerichtet sind, mit Sicherheit einiges finden werden, dass sie an diesem Lautsprecher auszusetzen haben, aber für jemanden, der auch unterwegs Musik in verdammt guter Qualität hören will, ist er genau das richtige. Cecilie Manz, die Designerin hinter dem A1, und Bang & Olufsen haben hier ganze Arbeit geleistet.
Sowohl die Kopfhörer als auch die Lautsprecher von Beoplay lassen sich über die gleiche App steuern.
Neben den üblichen Schaltflächen hat man beim BeoPlay A1 auch die Möglichkeit, ihn mit einem 2. Lautsprecher zu koppeln.
ToneTouch sollte aufmerksamen Lesern dieses Blogs schon vom Review des H8 bekannt sein.



Auch auf der Apple Watch gibt es keine großen Unterschiede zum H8.
Wie der H8 kann auch der A1 auch über die Beoplay-App auf dem iPhone oder Android-Smartphone kontrolliert werden. Wie schon bei den Kopfhörern kann man auch beim A1 die Klangfarbe stufenlos mittels der ToneTouch-Funktion angepasst werden. Auch eine Reihe von Equalizer-Presets gibt es, die sich über die App auf dem iPhone, ebenso wie auf der Apple Watch, auswählen lassen, auch wenn ich dies beim exzellenten Klangbild des A1 bis jetzt nicht für erforderlich gehalten habe. Allerdings ermöglicht es die App auch, den A1 mit einem weiteren baugleichen Lautsprecher zu koppeln, und zu einem Stereo-System zusammenzuschalten. Da der Klang bei einem einzelnen Lautsprecher ja schon beeindruckend ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie gut das ganze klingen wird, wenn erst zwei Lautsprecher dieser Sorte zusammenarbeiten. Es gibt hier in meinen Augen nur einen Kritikpunkt, dieser ist jedoch riesig. Warum zum Teufel gibt es die Beoplay-App nicht für iPads? Oftmals macht es, gerade im häuslichen Gebrauch, mehr Sinn, Musik vom iPad aus abzuspielen, als vom Smartphone, allein schon wegen der höheren Akku-Kapazität des iPad. Hier sollte man von Seiten von Bang & Olufsen schnellstens nachbessern. Ansonsten gibt es aber nicht viel zu meckern, und auch dieser Kritikpunkt ist im Endeffekt eine Beschwerde auf sehr hohem Niveau.
Ist er nun sein Geld wert? Nun, billig ist er nicht, der A1. Auf der Website des Herstellers wird der Preis mit 249€ angegeben, Im Einzelhandel ist er teilweise für 229€, und auf der Website eines gewissen Onlinehändlers aus Seattle schon für 209€ zu haben. Man muss auch dazu sagen, dass es bei einem Produkt von Bang & Olufsen nie nur um eine schnöde Kosten/Nutzen-Rechnung geht. Ein Kauf eines derartigen Produktes ist immer auch eine Bauchentscheidung, und genau dieser Bauch sagt in meinem Fall, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Allein schon wegen der neidischen Blicke meines Vaters.

Hmm, wie kriege ich den Lautsprecher eigentlich sicher wieder aus der Wohnung meiner Eltern raus????

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