IPad mini 6 - Aus heiterem Himmel!

Und gleich das nächste unerwartete Gerät. Als Apple im Herbst 2022 das iPad mini 6 auf den Markt brachte, hab ich es nicht einmal wirklich zur Kenntnis genommen, da das Gerät dermaßen jenseits meiner Anforderungen (und meiner finanziellen Möglichkeiten) lag, dass es für nie wirklich in Frage kam. Bis zum Januar 2022 und dem globalen Kick-Off meines Arbeitgebers, welches ich an anderer Stelle schon erwähnt hatte. Als „Trostpflaster“ für den erneuten Ausfall eines physischen Kick-Offs in Orlando öffnete die Firma erneut einen Onlinestore, in dem sich Mitarbeiter innerhalb eines gewissen Budgets Geschenke aussuchen konnten. Dies hatte die Firma bereits im Jahr zuvor gemacht, für mich waren damals unter anderem eine DJI mini 2 und Apples AirPods Pro für mich herausgesprungen. Das Punktebudget und die Produktauswahl waren diesmal deutlich eingeschränkter. Allerdings zeigte mein 2018er iPad 6 deutliche Alterserscheinungen, und mein Surface Go 2 von Microsoft hatte sich mittlerweile als etwas zu schwach auf der Brust herausgestellt. Als ich also das iPad Mini 6 im Store sah, war das Thema für mich bereits erledigt. Das war Mitte Januar. Aufgrund von Apples eigenen Lieferschwierigkeiten und den andauernden Problemen mit den globalen Logistiksystemen würde es bis Ende März dauern, bis das iPad endlich bei mir eintraf.

Erster Eindruck

Da ist es, das gute Stück!.

Nun, es ist ein iPad! Ich weiß nicht, was ich dazu noch groß sagen soll? Okay, zugegeben, das ist etwas sehr kaltschnäuzig. Nachdem das iPad mini lange wie das hässliche Stiefkind der iPad-Familie schien, hat das Redesign wirklich zu massiven Verbesserungen geführt. Das „Kinn“ und die „Stirn“ sind verschwunden, stattdessen weist das Gerät jetzt  einen gleichmäßigen Displayrand und abgerundete Ecken auf, während das Chassis selbst das kantigere Design seiner größeren Brüder, dem iPad Air 4 und dem iPad Pro, aufweist. Das iPad mini 6 liegt genau so angenehm in der Hand wie seine Vorgänger, das iPad mini 4 hatte ich ja eine Zeitlang selbst genutzt. Es lässt sich auch genau so leicht einstecken und mitnehmen, was für ein Gerät, dass „unterwegs eingesetzt werden soll, durchaus Sinn macht. Enttäuschend ist, dass Apple bei dieser Neuauflage die Kopfhörerbuchse gestrichen hat, erst recht, da ich meine geliebten Bang &Olufsen H8 ja auch weiterhin benutze. Andererseits verfügt das iPad mini 6 über einen USB-C-Anschluss anstelle des proprietären Lightning Ports, den Apple nach wie vor bei seinen iPhones verbaut. Noch bemerkenswerter ist, dass Apple ein 20-Watt-Netzteil beilegt, etwas, was heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist.

Der Lieferumfang enthält alles, was man braucht, inklusive eines 20W-USB-C-Netzteils.

Technische Daten

Entgegen dem, was man aufgrund der kompakten Ausmaße erwarten könnte ist das iPad mini 6 ein ordentliches Kraftpaket. Trotz seiner Maße von 195,4 x 134,8 x 6.3 mm und seines Gewichts von 293 Gramm, zumindest in der reinen WLAN-Konfiguration, verfügt das Gerät über ein 8,3-Zoll Liquid Retina Display, Stereolautsprecher, und den gleichen A15 „Bionic“ Chipsatz, der auch in den Flaggschiffen der iPhone-Reihe verbaut wurde, als das iPad mini 6 auf den Markt kam. Im iPad mini 6 ist dieser Chipsatz mit einer maximalen Taktfrequenz von 2,9Ghz leicht gedrosselt, das fällt im täglichen Betrieb aber in keinsterweise auf. Neben 4GB an RAM verfügt das Gerät über wahlweise 64GB oder 256GB an Speicher, wobei meines mit 64GB ausgestattet ist. Der Home Button wurde eliminiert, an seine Stelle tritt ein Ein/Aus-Schalter mit integriertem Touch-ID-Sensor oben rechts auf dem Gerät. Auf der linken Oberseite sind die Lautstärkeregler untergebracht, damit die komplette rechte Seite frei bleibt, um dort den Apple Pencil 2 magnetisch „andocken“ und per Induktion laden zu lassen. Abschließend ist das iPad mini 6, wie alle anderen aktuellen iPad-Modelle sowohl als reines WLAN-Gerät als auch mit Mobilfunk-Funktion verfügbar. 

Im täglichen Gebrauch

Ob im Büro, auf Achse oder zuhause, das iPad mini 6 ist ein Gerät dass darauf ausgelegt ist, mitgenommen zu werden!

Ich habe das iPad mini 6 mittlerweile knapp zwei Monate. Es kommt täglich zum Einsatz, egal ob es um Notizen geht, das Schreiben von Blogposts, wie auch diesem hier, Streaming, und sogar das eine oder andere Spiel, vor allem XCOM: Enemy Within. Es ist auch mein täglicher Begleiter auf der Arbeit, wo es vor allem als Musikplayer zum Einsatz kommt, da ich mich weigere, private Software wie Spotify oder Apple Music auf meinem Arbeitsrechner zu installieren. Das Gerät wird also teilweise ganz schön gefordert. Das iPad mini 6 konnte bis dato alles locker wegstecken, ohne auch nur andeutungsweise ins Schwitzen zu kommen!

Es ist allerdings, wie so oft, nicht alles Gold was glänzt, und dies obwohl das iPad mini 6 ein derart vollendetes Gerät ist, wie man es mittlerweile von Apple erwartet. Der kombinierte Ein/Aus-Schalter und TouchID-Sensor stößt mir hier besonders sauer auf. Ich verstehe, dass diese Kombination gerade auf einem kompakten Gerät wie dem iPad durchaus Platz einspart, aber gerade wenn man das iPad im Querformat nutzt, wie es bei mir als Blogger nun mal häufiger vorkommt, ist der Button manchmal schwer zu erreichen.  Oh, und je weniger ich über Apples fragwürdige Entscheidung nachdenke, die Kopfhörerbuchse wegfallen zu lassen, desto besser. Ich mein, erwarten die Jungs in Cupertino ernsthaft, dass ich meine 400€-Kopfhörer von Bang & Olufsen in den Müll schmeiße? Nix gibt’s!

Ein weiteres Thema, insbesondere für Schreiberlinge wie mich, ist die geringe Größe des Displays, die nun mal mit einem derart kompakten Gerät einhergeht. Im „Normalbetrieb“ ist dies sicherlich kein Thema, im Web surfen, lesen, ein unfreiwilliger YouTube-Marathon, all dies klappt einwandfrei. Wenn es allerdings darum geht, mit der Bildschirmtastatur etwas zu schreiben, dann ist auf einmal der halbe Bildschirm weg. Arbeiten im Split-Screen-Modus, wie ich ihn für den Großteil meiner Blogposts verwende, um gleichzeitig den Artikel und meine Notizen in Notion offen zu haben, wird quasi unmöglich. Da das iPad mini 6 im Gegensatz zu seinen größeren Geschwistern nicht darauf ausgelegt ist, ein Magic Keyboard aufzunehmen, bleibt einem im Endeffekt nur die Arbeit mit einem Bluetooth-Keyboard. Na ja, immerhin hab ich so eine Ausrede, um mir wieder mal so etwas zu kaufen. Und ganz offen, das faltbare Keyboard dass ich mit meinem iPad verwende ist sogar richtig gut!

Mit einem externen Keyboard lassen sich die exzellenten Multitasking-Funktionen von iPadOS recht gut nutzen. Nur mit der Bildschirmtastatur wird es hingegen im wahrsten Sinne des Wortes eng.

Und dann gibt es da ja noch die andere Eingabemethode für das iPad mini 6, den Apple Pencil. Das neue iPad ist kompatibel mit dem neuen Apple Pencil der 2. Generation, was bedeutet, dass der Stift, anstatt einfach nur lose irgendwo rumzufliegen, magnetisch an der rechten Seite des iPad befestigt wird, und dort per Induktion geladen wird. Das ungelenke aufladen über den Lightning-Port ist somit Geschichte, worüber ich auch heilfroh bin, denn das war immer etwas was mich am ursprünglichen Pencil gestört hatte, und weshalb ich den nicht wirklich häufig genutzt habe. Die 2. Generation hingegen nimmt alles, was bei der 1. Generation schon gut funktioniert hat, und macht es deutlich praktikabler. Ich bin teilweise selbst überrascht, wie häufig ich den Apple Pencil tatsächlich einsetze, sei es für schnelle Notizen, oder auch für Tagebucheinträge in Day One. Wenn man bedenkt, wie sehr ich es verachte, tatsächlich von Hand zu schreiben, kann ich mir eigentlich kein größeres Lob denken. Der einzige Nachteil ist dass Apples ansonsten sehr gute Handschrifterkennung Scribble nicht wirklich gut in Drittanwendungen integriert ist. Weder OneNote noch Word oder Notion unterstützen Scribble nach meiner Erfahrung, was ärgerlich ist, da dies die Apps sind, die ich für meine Blogs am meisten verwende.

Beim Außeneinsatz, wie z.B. in einem Café, kann das Display manchmal an seine Grenzen kommen, vor allem im direkten Sonnenlicht. Gegen Kernfusion kommt halt selbst Apple nicht an!

Keinerlei Drittanwendungen braucht man hingegen für das Display, das trotz seiner geringen Größe nach meinen Erfahrungen einfach exzellent ist. Ganz offen, etwas anderes hätte ich von Apple jetzt auch nicht erwartet. Okay, das Display könnte etwas heller sein, gerade im direkten Sonnenlicht ist es teilweise schwer zu sehen. Andererseits ist Sonnenschein etwas, womit wir uns hier in Irland nicht wirklich auseinandersetzen müssen. Scherz beiseite, man könnte jetzt kritisch anmerken, dass das Display nur eine Refresh Rate von 60Hz aufweist, aber ganz offen, davon merkt man im täglichen Gebrauch nichts. Das gleiche gilt für das sogenannte Jelly Scrolling, was ja kurz nach dem Release als nächste „Appe-Skandal-Sau“ durch´s Dorf getrieben wurde. Es ist mir in den zwei Monaten, in denen ich das iPad jetzt habe, noch nie aufgefallen, und das obwohl ich durch Medienberichte und hysterische Kommentare schon dafür sensibilisiert war. Es ist, nach meiner Erfahrung, einfach kein Thema!

Fazit

Nach über zwei Monaten mit dem iPad mini 6, in denen es täglich genutzt wurde, und auch als Reisebegleiter auf einer Geschäftsreise nach München zum Einsatz kam, bleibt eigentlich nur ein Schluss: Das iPad mini 6 ist ein überraschend gutes kleines Kraftpaket. Kleine Eigenheiten wie die Position des TouchID-Sensors mögen zwar manchmal etwas verwirren, stören aber den Gesamteindruck nicht im Geringsten. Das Mini 6 ist, nicht zuletzt dank seiner kompakten Ausmaße eine Destillation all dessen, was die ursprünglichen iPads so erfolgreich gemacht hat. Es funktioniert gut als Gaming-Gerät, eReader, ist ein sehr praktisches „Surfbrett“ für die Couch, und lässt sich mit nur ein paar günstigen Peripheriegeräten in ein überraschend leistungsfähiges mobiles Produktivgerät verwandeln. Wenn sie doch nur die Kopfhörerbuchse behalten hätten!

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