Privates auf der Schiene - DB bekommt Konkurrenz im Fernverkehr

Im Jahr 2002 sorgte ein Unternehmen in Ostdeutschland für Aufsehen, in dem es in direkter Konkurrenz zur Deutschen Bahn Fernverkehrszüge betrieb. Zur ursprünglichen Interconnex-Relation Leipzig-Rostock kamen schnell Verbindungen von Gera nach Stralsund und von Neuss über Köln nach Rostock hinzu. Nahezu zeitgleich nahm die Firma Arriva mit dem Allgäu-Express (Alex) im Süden Deutschlands den Betrieb auf. Es schien als ob den Privatbahnen die Zukunft gehörte.  Schnell änderte sich die Situation jedoch wieder. Connex strich seine Interconnex-Züge zusammen und konzentrierte sich auf die Verbindung Leipzig-Berlin-Rostock, und auch der ALEX fristete mehr oder weniger ein Nischendasein.

Auf einmal kommt jedoch wieder Bewegung in den Markt. Bereits vor einiger Zeit meldete der Nachrichtensender n-tv das die französische Staatsbahn SNCF in direkte Konkurrenz zur Deutschen Bahn treten wolle. Der Schienengigant aus Berlin hatte mit markingen Sprüchen über einen "Krieg" in dem es keine Sieger geben würde geantwortet. Die deutsch-französische Freundschaft scheint sich noch nicht bis in die Konzernzentrale am Potsdamer Platz rumgesprochen zu haben!
Auf jeden Fall ist nun in diversen einschlägigen Eisenbahnforen zu lesen das die SNCF an ihren Plänen festhält. Grundlage hierfür ist ein Bericht der Financial Times Deutschland in dem die Pläne detailliert vorgestellt werden. So will die SNCF-Tochter Keolis ab 2011 mit modernisierten Corail-Wagen auf den Strecken Frankfurt - Berlin und Frankfurt - Hamburg auf die Strecke gehen. Corail ist das französische Pendant zu den deutschen IC/EC-Wagen. Für die Französischen Wagen läuft zur Zeit bereits ein Facelift, und es ist davon auszugehen das ein solches auch für die Keolis-Wagen ansteht bevor sie zum Einsatz kommen. Falls Keolis gute "Slots" auf den beantragten Strecken bekommt könnte hier ein Ernst zu nehmender Kontrahent für die Deutsche Bahn entstehen. Es wird interessant sein wie die DB Netz in diesem Fall vorgeht.  Was ebenso interessant und erschreckend ist sind die dumpf nationalistischen Kommentare, die von allen Seiten auf diese Meldung losgelassen wurden. Es zeigt einmal wieder die Verlogenheit breiter Öffentlichkeitsschichten.

Doch nicht nur aus Frankreich kommt Konkurrenz auf die Bahn zu. In Berlin haben die Locomore Rail GmbH und die US-Amerikanische Railroad Development Cooperation (RDC) vor einigen Tagen die HKX Hamburg-Köln-Express GmbH gegründet. Diese hat im Gegensatz zu ihrem Französischen Konkurrenten bereits Streckenrechte zwischen Hamburg und Köln erhalten und wird diese Strecke ab 15.08.2010 vorerst dreimal pro Tag in jeder Richtung bedienen. Die Abfahrtszeiten sind recht human obwohl die Strecke über einige der am stärksten frequentierten Schienenwege des Landes läuft. Andererseits war dies ein Teil des Laufweges des Interconnex 3, der Von Connex (jetzt Veolia) aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde.

Es wird auf jeden Fall interessant und es wäre zu wünschen das nach der erfolgreichen Liberalisierung im Frachtbereich jetzt der Passagierbereich nachzieht. Die entstehende Konkurrenz kann der DB eigentlich nur gut tun.

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